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Wien – Die österreichische Wirtschaft wacht aus dem Dornröschenschlaf auf. Lange schien sie nichts aufwecken zu können, nicht die extrem billigen Kredite, nicht die Ersparnisse aus dem Absturz des Ölpreises, nicht das gute Geschäft deutscher Firmen, das die heimischen lange mitriss. Jetzt verdichten sich aber die Anzeichen, dass die Konjunktur wieder einen Zahn zulegt. Wenn es in den nächsten Monaten so weitergeht, gehen Ökonomen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit heuer sinkt.

Für die Industrie läuft es ausgezeichnet, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Im Vorjahr wurden um 3,5 Prozent mehr Güter hergestellt. Zum Vergleich: In der Eurozone lag der Anstieg im Schnitt bei nur einem Prozent. In einer Markit-Umfrage liegt Österreich auf Rang zwei von acht Euroländern.

Bei den Investitionen zieht Österreich der deutschen Wirtschaft seit etwa einem Jahr deutlich davon. Heimische Unternehmen geben derzeit elf Prozent mehr für Maschinen, Ausstattung und Fahrzeuge aus als noch 2007. Deutsche Firmen verzeichnen lediglich ein Plus von einem Prozent, die Eurozone ein Minus von vier Prozent.

"In den vergangenen Jahren hat es einen Rückstau bei den Investitionen gegeben", sagt der Arbeiterkammer-Chefökonom Markus Marterbauer. "Jetzt sind die Rahmenbedingungen so gut, dass die Firmen wieder Geld in die Hand nehmen." Die Konjunktur in Osteuropa habe sich erholt, Österreich sei sehr wettbewerbsfähig und profitiere daher traditionell von einer Besserung der Lage der Handelspartner. Die Menschen geben auch wieder mehr Geld aus.

"War unser Sorgenkind"

"Der Konsum war unser Sorgenkind. Die steigende Beschäftigung und die Steuerreform sorgen aber für mehr Einkommen", sagt Marterbauer. Die Konsumnachfrage wachse in Österreich jetzt wieder so stark wie in Deutschland. "Das war der wichtigste Grund für den Wachstumsrückstand."

In den vergangenen Jahren ist eine Debatte um die Schwäche der österreichischen Wirtschaft entstanden. 2014 und 2015 ist sie – trotz besserer Entwicklung in Europa – kaum gewachsen. Im Vorjahr ist das Wachstum in Österreich wieder auf 1,5 Prozent gestiegen. "Heuer könnte es die zwei Prozent knacken", sagt Marterbauer, "wenn es so weitergeht, sinkt auch die Arbeitslosigkeit."

"Ungeahnte Dimensionen"

Auch das Wifo geht davon aus, dass es seine Wirtschaftsprognose für heuer von 1,5 Prozent nach oben korrigieren wird. "Einige Negativfaktoren wie Brexit und Trump sind nicht schlagend geworden oder scheinen sich ins Positive umzukehren", so Marcus Scheiblecker, Vizechef des Instituts. Die Wirtschaft laufe so gut wie seit langem nicht mehr, behält sie ihr Tempo bei, rechnet auch Scheiblecker mit einem Sinken der Arbeitslosenquote.

"Der Aufschwung ist breit, er geht über alle Branchen und Bundesländer", sagt er. "Das Stroh ist sehr trocken, jetzt kommt der Funke." Man sei in einer Situation, die es so noch nicht gegeben habe. Der Aufschwung komme zu einer Zeit, in der die Geldpolitik wohl noch länger locker sei. Dazu geben nicht nur Firmen und Konsumenten, sondern auch der Staat mehr aus. "Ich bin gespannt, was 2018 ist. Das Wachstum kann in ungeahnte Dimensionen gehen." (Andreas Sator, 9.3.2017)