Inhalationsallergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Doch obwohl es viele Studien gibt, wonach eine spezifische Immuntherapie gute Effekte hat, werden Betroffene damit zu selten behandelt, sagte kürzlich der Wiener Allergie-Spezialist Fritz Horak bei einer Fortbildungsveranstaltung der Österreichischen Apothekerkammer.

"Weltweit leiden rund 300 bis 500 Millionen Menschen an allergischem Schnupfen. Die Hälfte davon hat auch Asthma. Die Häufigkeit von allergischer Rhinokonjunktivitis liegt bei uns in der Bevölkerung bei 15 Prozent, jene von Asthma bei sieben Prozent", so Horak. In den vergangenen Jahren habe sich weltweit eine Annäherung der unterschiedlichen Allergie- und Asthmaraten gezeigt. "Es gibt Gebiete, zum Beispiel in Asien oder in Afrika, da steigt die Häufigkeit." Andererseits habe sich in den Regionen mit hohen Allergie- und Asthmaquoten eine Plateaubildung bzw. sogar eine Abnahme gezeigt.

An sich kann der Mensch gegen fast jede Substanz allergisch werden. Die Häufigkeiten schwanken aber stark. Gräserpollen verursachen die wichtigsten bzw. die häufigsten Pollenallergien (Mai bis Juli). Auf dem zweiten Platz, was die Häufigkeit der Allergien anbelangt, liegen die Baumpollen mit Hasel und Erle als Frühblüher (Februar, März). An dritter Stelle stehen Birke, Rotbuche und Esche (März bis April).

Ragweed auf dem Vormarsch

Ein Spezifikum der anlaufenden Pollensaison konnte Horak bereits nennen: "Hasel und Erle sind in diesem Jahr ein bis zwei Wochen zu spät dran." Aber bei einem Blühbeginn ab etwa acht Grad Celsius sei aktuell schon mit mittleren Konzentrationen zu rechnen. Im Sommer sei in Österreich seit Jahren das Ragweed-Unkraut als aggressives Allergen im Vormarsch begriffen.

Bei den Tierhaarallergien sind Katzen für zwei Drittel der Allergieprobleme verantwortlich. Zu den ganzjährig wirkenden Allergieauslösern – wenn auch mit der Heizperiode jedes Jahr besonders intensiv – gehören die Hausstaubmilben. "In einem Gramm Staub finden sich 2.000 Milben, in einer Matratze bis zu zwei Millionen", sagte der Experte.

Allergiekarenz, also das Vermeiden einer Belastung mit dem Allergen, hilft bei den Hausstaubmilben mit dichten, waschbaren Bettüberzügen etc. Den Pollen entkommen die Allergiker nie völlig. Schimmelpilzbefall ist laut Horak immer zu sanieren, weil er zu massiven Lungenproblemen führen kann. Mit den herkömmlichen Antihistaminika, Cortisonpräparaten und eventuell auch Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten gibt es an sich Medikamente, die recht gut gegen die Symptome wirken, so der Experte.

Toleranz herbeiführen

Zu einer nachhaltigen und spezifischen Besserung der Allergie kann jedoch nur die sogenannte Immuntherapie verhelfen. "Die Patienten werden dabei steigenden Dosierungen von modifizierten Allergenen ausgesetzt. Damit soll eine Toleranz herbeigeführt werden. Bei Insektenstichallergien erreicht man damit bei 90 Prozent der Behandelten eine Heilung, dann kommt die spezifische Immuntherapie bei Pollenallergien. Schlechter sieht es bei den Hausstaubmilben aus", so Horak.

Während bei der subkutanen Anwendungsform der Immuntherapie zunächst wöchentlich und dann einmal im Monat der Arzt für die Injektion des Medikaments in die Haut aufgesucht werden muss, ist die tägliche Anwendung von Sublingualpräparaten eventuell weniger belastend. Zugelassen sind auch "Gräsertabletten" und seit kurzem ein solches Produkt zur Anwendung bei Hausstaubmilbenallergien. Allerdings dauert es drei bis vier Jahre, um einen langen und anhaltenden Erfolg zu erzielen. (APA, red, 8.3.2017)