Sechs Millionen Dollar soll Prenda Law mit der "Honeypot"-Taktik eingenommen haben.

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Über mehrere Jahre deckte die Anwaltskanzlei Prenda Law die Nutzer von Torrent-Clients mit Abmahnungen ein. Sie warf den Empfängern ihrer Klagsdrohungen vor, illegal Pornofilme herunter geladen und damit gegen das Urheberrecht verstoßen zu haben.

Doch die Sache hat einen Haken: Zwar dürften die meisten Beschuldigten tatsächlich Erotikfilme über das Bittorrent-Netzwerk bezogen haben – doch verbreitet haben ihn die Anwälte dort selbst. Ein Prozess gegen einen der wichtigsten Anwälte des Unternehmens ist nun mit einem Geständnis zu Ende gegangen, berichtet Torrentfreak. Er hat auch die Vorgehensweise der Firma offen gelegt.

Eigene Torrents als "Honeypot"

Zumindest seit April 2011 soll Prenda Law Filme mit expliziten Inhalten über das populäre Torrent-Verzeichnis The Pirate Bay sowie andere Plattformen in Verbreitung gebracht haben. Bei einem solchen Vorgehen spricht man auch von einem "Honeypot" ("Honigtopf"), der gezielt geschaffen wurde, um Downloader zu ködern. Man ermittelte die IP-Adresse von amerikanischen Usern, die die Filme herunterluden und erzwang auf gerichtlichem Wege die Herausgabe ihrer Identität von den Internetprovidern.

Anschließend wurde den Nutzern eine Abmahnung zugestellt. In dieser wurden sie aufgefordert, einen Betrag von 3.000 Dollar zur außergerichtlichen Beilegung des Urheberrechtsverstoßes zu zahlen. Andernfalls würde ihnen ein Gerichtsverfahren drohen. In vielen Fällen schien diese Drohung gewirkt zu haben. Insgesamt sechs Millionen Dollar soll Prenda Law auf diesem Wege erwirtschaftet haben.

Filme teils selbst produziert

Dabei soll Prenda Law auch sehr umfassende Maßnahmen gesetzt haben, um nicht selbst in Verdacht zu geraten. So wurden Scheinfirmen gegründet, um mit ihnen Rechte an pornographischen Werke einzukaufen. Teilweise wurden auch selber Pornofilme produziert, nur um sie zur Klagsgenerierung in Umlauf zu bringen.

Anwalt legt Geständnis ab

John Steele, einer der wichtigsten Anwälte von Prenda Law, hat sich nun vor dem Bezirksgericht von Minnesota des Betrugs und Verschwörung zur Geldwäsche schuldig bekannt. Das Justizministerium, das die Klage angestrengt hatte, ortet darin erpresserische Methoden.

Wie hoch Steeles Strafe ausfällt, wird erst noch entschieden. Neben einer hohen Geldstrafe drohen ihm bis zu 40 Jahre Haft, das Geständnis wird allerdings mildernd gewertet werden. Gegen den zweiten Angeklagten, Paul Hansmeier, wurde noch kein Urteil gefällt, seine Anwaltslizenz wurde ihm bereits vergangenes Jahr aberkannt. Steele hat ihn mit seinen Aussagen zudem schwer belastet.

Ein ähnlicher Fall beschäftigte Deutschland über mehrere Jahre. Eine Kanzlei hatte tausende Personen abgemahnt, weil sie angeblich auf der Pornoplattform Redtube einen urheberrechtlich geschützten Film illegal gestreamt hätten. Auch hier kamen seltsame Firmengeflechte und fragwürdige Methoden ans Tageslicht. Der Betreiber der Kanzlei wurde 2015 zu Schadenersatz verurteilt. (gpi, 8.3.2017)