Die zusammengesetzten Fragmente der beiden Menschenschädel aus Xuchang. Im Hintergrund: die Grabungsstätte in der Provinz Henan.

Xiujie Wu

St. Louis – Die Schädelfragmente sind etwas über 100.000 Jahre alt, stammen aus Xuchang in der zentralchinesischen Provinz Henan und laden zum Spekulieren ein. Die Fossilien weisen nämlich ein einzigartiges Mosaik von Merkmalen archaischer und moderner Menschen auf, berichtet ein US-chinesisches Team um Eric Trinkaus (University of Washington) und Zhan-Yang Li (Chinesische Akademie der Wissenschaften) im Fachblatt "Science".

Laut den Datierungen sind die Fragmente der beiden Schädel zwischen 105.000 und 125.000 Jahre alt. Das heißt, dass sie nicht von Homo sapiens stammen können, der erst später nach Ostasien vordrang. Zu direkten Homo-erectus-Nachfahren dürften die Knochen aber auch nicht gehören, da die Knochen zart sind und ein relativ großes Gehirn umfassten, obwohl der Schädel eher flach war.

Einzigartige Merkmalskombination

Diese Kombination von Merkmalen ist von keinem anderen Frühmenschen aus dieser Zeit bekannt. Vor allem die Neandertaler-Merkmale deuten für Trinkaus und Kollegen darauf hin, dass die Frühmenschen Asiens damals weitaus stärker mit anderen Menschentypen in Kontakt standen als bisher angenommen. Doch das ist schon das Einzige, das sich halbwegs sagen lässt.

Paläoanthropologen wie Jean-Jacques Hublin (MPI für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig), die an der Entdeckung nicht beteiligt waren, spekulieren freilich auch mit dem Gedanken, dass diese Schädel vielleicht von zwei Denisova-Menschen stammen. Von dieser Frühmenschenart ist bisher nicht mehr erhalten als ein in Südsibirien entdecktes Fingerknöchelchen, ein Zahn und das daraus rekonstruierte Genom.

Trinkaus und Kollegen sind eher skeptisch – zumal sie auch noch keine DNA aus den Knochen rekonstruieren konnten. (red, 6.3.2017)