Wechselt von Wien nach Leipzig: Alfred Weidinger.

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Gut Ding wollte im Falle Alfred Weidingers verflixt viel Weile haben. Mehrfach hatte sich der 55-Jährige in den vergangenen Jahren um eine Direktion beworben, nur um kurz vor dem Zieleinlauf aus dem Rennen geworfen zu werden. Das Museum für angewandte Kunst hatte ebenso auf seiner Wunschliste gestanden wie das Leopold-Museum oder das Ferdinandeum in Innsbruck.

Düstere Momente, die er mit Arbeit an Forschungsprojekten und manchmal auch mit Kitesurfen am Neusiedler See zu kompensieren verstand. Wer wie er schon einmal einen Flugzeugabsturz überlebte, weiß eben um die wahren Prioritäten im Leben. Geduld war eine jener Tugenden, die in mehr als 16 Jahren Vizedasein (Albertina 2000-2006) und davon zehn Jahre im Belvedere bis zur Berufung an die Spitze eines Museums wohl auf eine harte Probe gestellt wurde.

Dafür muss der alleinerziehende Vater einer 18-jährigen Tochter nun Österreich den Rücken kehren. Für die Direktion des Museums der bildenden Künste in Leipzig setzte er sich gegen 29 Bewerber und im Auswahlverfahren gegen neun Konkurrenten durch. Sofern der Verwaltungsausschuss und die Ratsversammlung dem Vorschlag der Kommission und des Leipziger Bürgermeisters (SPD) zustimmen, wird er am 1. August seinen Dienst als Direktor antreten.

1961 im oberösterreichischen Schwanenstadt geboren, wuchs Alfred Weidinger in Seewalchen am Attersee auf. Einer Meisterprüfung im Uhrmachergewerbe folgte eine Ausbildung zum Juwelier und schließlich das Studium der Kunstgeschichte und der klassischen Archäologie an der Universität Salzburg. Seine Diplomarbeit verfasste er zu den Landschaftsgemälden Gustav Klimts, seine Dissertation über das Frühwerk Oskar Kokoschkas. Zwei Künstler, die ihn in seiner Funktion als international anerkannter Experte und Autor der Werkverzeichnisse auch in Zukunft begleiten werden.

Die neue Leipziger Kunst-Spielwiese nun hält eine epochale Bandbreite und klingende Namen bei ihren Werken bereit: Lucas Cranach der Ältere, Caspar David Friedrich, Lovis Corinth und Max Klinger bis hin zu Hauptvertretern der Leipziger Schule. Vor seinem Umzug nach Sachsen plant der leidenschaftliche Fotograf und Chronist afrikanischer Geschichte noch einen Abstecher nach Sierra Leone: diesmal auf der Spur einer legendären Königin. (Olga Kronsteiner, 6.3.2017)