Das waren noch Zeiten, als sich der Bundeskanzler und sein Sportminister ein nordisches Duell der Sonderklasse lieferten. 2011 in Oslo ließen Österreichs Sportler kaum einen Tag ohne Medaille vergehen, Skispringerinnen und Skispringer gewannen fünfmal Gold, die nordischen Kombinierer trieben – heute völlig undenkbar – die deutschen Kollegen in zwei Teambewerben zur Verzweiflung.

Werner Faymann und Norbert Darabos gaben die Glory Hunter und trieben ihre Büros zur Verzweiflung, die auf die Ergebnisse im fernen Norwegen zu lauern hatten, um dann via Aussendung an die Austria Presse Agentur (APA) für ihre Chefs gratulieren zu lassen.

Bei der Kunde vom Teamtriumph der Skispringer auf der Normalschanze am 27. Februar pressierte es besonders. Um 16.41 Uhr hatte Thomas Morgenstern den letzten Sprung auf dem Holmenkollen gesetzt, nur wenige Sekunden später rauschten Faymanns warme Worte ein. Darabos' Performance? Deplorabel! Erst um 18.36 Uhr zog das Büro des Sportministers nach – mit 115 Minuten Rückstand. Ein Wunder geradezu, dass zu dieser Causa noch kein parlamentarischer Untersuchungsausschuss angedacht ist. Am Ende stand es 7:7 nach Gratulationen, ungeachtet sonstiger Verpflichtungen.

Vermutlich bringt es auch die Weltlage mit sich, dass aktuell nur der Verteidigungsminister seine Sportler per Aussendung beglückwünscht. Übertriebene Eile ist Hans Peter Doskozils Sache in diesem Punkt aber nicht. Jeweils mehr als eine halbe Stunde betrug die Aussendungsreaktionszeit auf die Triumphe von Korporal Stefan Kraft. Vielleicht gab es privates Gratulationsgezwitscher, wie es auch bei Kanzler Christian Kern zu hoffen ist. Auf dessen offiziellem Account spielte zuletzt der beliebte Schöngeist und Redner Martin Schulz die erste Geige, aber kein Pieps zu Kraft. (Sigi Lützow, 3.3.2017)