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Rund zehn Prozent der Hochschulabsolventen starten ihre Karriere mit einer Traineeship, sagt Markus Latzke, Karrierenforscher an der Wirtschaftsuni Wien. Tendenz deutlich steigend. Auch wenn der Verdacht, dass Unternehmen mit Traineeprogrammen versuchen, günstig und direkt an junge Fachkräfte zu kommen, gelegentlich schon zutreffen mag – in Österreich versucht die Initiative Traineenet (im Umfeld der Industriellenvereinigung) Qualitätsstandards sicherzustellen, Bewusstsein und Abgrenzung zum Praktikum zu schaffen und Absolventen Orientierung zu bieten. Traineeships auf Jobportalen ohne Erfahrung zu googeln ist ja eine harte Übung.

Traineenet hat im Vorjahr zu diesem Zweck erstmals einen Award ausgeschrieben, 30 Einreichungen großer Unternehmen respektive international aufgestellter Konzerne zeigen in diesem Ausschnitt der Wirklichkeit: Diese Traineeships sind Elitenprogramme. Mit etwa 40.000 Euro Jahresgage und Fixverträgen inklusive einer Rotation durch die Abteilungen, engmaschiger Begleitung, eines Auslandsaufenthalts plus dem Besten aus der Kiste der Personalentwicklung wirken sie eher wie eine sehr aufwändige Maßschneiderei, aus der der künftige Führungskader kommt. In zwölf bis 18 oder 24 Monaten wird in solchen Programmen gesehen, geübt, gearbeitet, was die Organisation benötigt. Eine Jobgarantie ist implizit nicht selbstverständlich dabei, irgendwie ergibt sie sich aber nach alldem Aufwand. Dass so gut wie alle Trainees bleiben, sagen auch die Unternehmensvertreter, die sich im Rahmen von Traineenet-Netzwerktreffen austauschen und das Angebot der freundlichen Mitbewerber begutachten.+

Gute Karrierechancen

Und was sagt die Forschung? Da gibt es nicht allzu viel, so Latzke, der allerdings fleißig Masterarbeiten zu diesem Thema vergibt. Einige Erkenntnisse daraus: Der objektive Karriereerfolg ist bei Menschen nach Traineeships größer als bei Direkteinsteigern, das heißt sie steigen früher auf und erhalten früher eine Gehaltserhöhung. Auch der subjektive Karriereerfolg, also die Zufriedenheit mit dem beruflichen Tun, ist höher.

Bei den sogenannten Karrierekapitalien, also dem, was solche Monate in einer Firma in den Karriererucksack packen, schneiden Trainees besser ab: Sie wissen klarer, warum sie ihren Beruf machen, sie kennen sich besser aus, wie Organisationen ticken und können sich folglich in solchen Strukturen besser bewegen. Und sie haben ein Netzwerk erworben, das deutlich nützt, vermutlich sogar "goldwert" ist.

Aus Sicht der Trainees hat Latzke Interessantes zu berichten: Sie hätten gerne, dass ihre Verantwortlichen intern – derzeit meistens Mitglieder des Teams im Personalmanagement (HR) – mehr Einfluss in der Organisation haben. "Mächtigere Vertreter", wie der WU-Professor formuliert. Kein optimales Zeugnis für die Aufstellung der HR in den Organisationen, jedenfalls aber ein Beleg dafür, dass mit solchen Programmen auch gewaltige Erwartungen mitgeliefert werden – zumindest für Menschen, die Führungspositionen anstreben und möglichst schnell in bestimmende, luftige Höhen klettern wollen.

"Eine Handvoll" ausgesucht

Zurück zum Award: Gewonnen haben die Robert Bosch AG, Coca-Cola Hellenic und die ÖBB. Bei Bosch heißt das Programm Junior Managers Program und ist extrem selektiv: "Exzellenter" Studienabschluss, mindestens sechs Monate Auslandserfahrung, absolvierte Industriepraktika, Bereitschaft zwei bis fünf Jahre im Ausland zu arbeiten – die Liste ist lang und streng. "Eine Handvoll" wird jedes Jahr ausgesucht, klar mit dem Ziel, die Führungspipeline zu füllen.

Ähnlich beim Abfüller von Coca-Cola, allerdings mit ein bisschen weniger Striktheit und anderem Produktgefühl, wie schon der Recruitingslogan "Heroes Wanted" suggeriert. Dort sind nicht automatisch Führungsjobs vorgesehen, es geht zuerst in eine Spezialistenfunktion.

Bei der ÖBB geht es um Nachwuchs, nicht um Führungsnachwuchs, das Programm ist breiter aufgestellt, zehn bis 15 Trainees pro Jahr werden aufgenommen.

Dass Traineeships als "Einstiegssozialisation" im sogenannten Kampf um Talente wichtiger werden, zeigt sich auch an den Funktionen in Konzernen. Bei Coca-Cola Hellenic etwa heißt die für Traineeprogramme Zuständige "Talent Development Specialist". (Karin Bauer, 8.3.2017)