Die minimal-invasiven Verfahren sind Radiofrequenz-Strahlen, Hitze oder Kälte.

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Wien – Die Therapie von Brustkrebs hat sich mit der Zeit von primär chirurgischen Eingriffen hin zu weniger invasiven bzw. konservativen Methoden entwickelt. Zunehmend werden durch die immer früheren Diagnosen auch minimal-invasive Verfahren mit Radiofrequenz-Strahlen, Hitze oder Kälte möglich, hieß es am Donnerstag beim Europäischen Radiologenkongress, der noch bis zum 5. März in Wien stattfindet.

"Vorteile von minimalen invasiven Eingriffen in Vergleich zu chirurgischen Operationen können mannigfaltig sein. Es wird keine Allgemeinnarkose benötigt, die minimal invasiven Eingriffe können unter lokaler Betäubung allein oder unter einer sogenannten Sedoanalgesie – das ist eine örtlich und zeitlich begrenzte Betäubung und Schmerzausschaltung in einem bestimmten Körperareal – erfolgen", sagt Michael Fuchsjäger, Vorstand der Universitätsklinik für Radiologie an der Medizinischen Universität Graz.

Einem Hautschnitt bei einer Operation stehe bei minimal-invasiven Eingriffen eine vier Millimeter Stichinzision für die Therapienadel gegenüber. Minimal invasive Eingriffe werden naturgemäß brusterhaltend durchgeführt. Das bösartige Gewebe wird nicht entfernt, sondern an seiner Lokalisation zerstört. Der Therapieerfolg – die Zerstörung des Tumors – kann danach nur mit bildgebenden Methoden, z. B. Magnetresonanztomografie der Brust, nachgewiesen werden.

Leitlinien fehlen noch

Allerdings gibt es derzeit noch keine enge Definition bzw. keine von multinationalen Gesellschaften entworfenen gültigen Richtlinien, wann bei Brustkrebs ein minimal-invasiver Eingriff nicht mehr möglich ist und wann chirurgisch vorgegangen werden soll. Ein Anwendungsbereich der minimal-invasiven Therapie sind Tumoren bei Patientinnen mit Kontraindikationen gegen einen chirurgischen Eingriff bzw. gegen eine Allgemeinnarkose.

Ein weiterer Anwendungsbereich sind Tumoren, die aufgrund des äußerst fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung nicht mehr kurativ behandelt werden können, so dass eine Operation keine Heilung oder ein verlängertes Überleben garantieren kann. Bisher durchgeführte und publizierte Studien hätten eine hohe Erfolgsrate gezeigt. Große Tumoren konnten ebenso zumeist komplett oder zum größten Teil zerstört und somit biologisch inaktiviert werden, ergänzt Fuchsjäger.

Doch sind längst nicht alle Fragen geklärt: Derzeit gibt es keine Leitlinien welche der minimalen-invasiven Verfahren in welchen Fällen bei der Therapie von Brustkrebs zum Einsatz kommen soll. Radiofrequenzen, die Anwendung von Kälte mit bis zu minus 187 Grad Celsius oder von Hitze (via fokussiertem Ultraschall) von 70 bis 95 Grad Celsius sind die derzeit verwendeten Methoden. In Österreich wird am häufigsten die Radiofrequenzablation eingesetzt. (APA, 2.3.2017)