Internet-Kriminelle haben rund 1,2 Mio. Franken (1,13 Mio. Euro) von den Konten der Berner Firma Küng Holding abzweigen können. Bis auf 160.000 Franken ist das Geld zwar wieder zurück, doch der Ärger bei Firmenchef Christoph Küng ist groß.

785.000 Franken an eine Einzelperson in Kirgistan.

Zum einen staunt er, dass gleich drei Banken ohne Rückfrage die Zahlungen an obskure Adressen auslösten. In einem Fall ging es um 785.000 Franken an eine Einzelperson in Kirgistan. Zum anderen nervt sich Küng über die Zahlungssoftware, die ein gravierendes Sicherheitsproblem aufweise.

Das habe die Zahlungsaufträge der Hacker erst ermöglicht, sagte Küng am Donnerstag der Nachrichtenagentur sda. Er bestätigte Berichte von "Inside Paradeplatz", "Bund" und "Berner Zeitung". Die Internet-Kriminellen hatten mit dem Trojaner Gozi operiert, der sich über einen Anhang im E-Mail in fremden Computern einnistet.

Als die Zahlungsaufträge herausgingen, schöpfte nur die Postfinance Verdacht. Sie taxierte die gewünschte Zahlung von 49.000 Franken als unüblich. Die drei Banken hingegen lösten die Zahlungen anstandslos aus. Nur mit Mühe gelang es danach, einen Großteil der Überweisungen zu stoppen und Küng das Geld zurückzuzahlen.

Softwarefirma streitet Schuld ab

Die betroffene Schweizer Softwarefirma wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die Küng Holding habe ein wichtiges Update nicht installiert. Küng bestreitet dies.

Laut "Bund" ist die Software schweizweit bei 3.500 Unternehmen im Einsatz. Die Zeitung berichtet noch von einem zweiten Berner Unternehmen, das von den Hackern heimgesucht wurde.

Die Kantonspolizei Bern hat Kenntnis von den beiden Fällen, wie eine Sprecherin am Donnerstag auf Anfrage bestätigte. Ermittlungen seien im Gang. (APA, 2.3.2017)