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Foto: AP/Hans Punz

Wien – Zuletzt hat ein Tourismusrekord den anderen gejagt, und das soll zumindest in Wien auch so weitergehen. Laut einer am Mittwoch von Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner präsentierten Umfrage unter mehr als 2.000 Wienern stehen diese mehrheitlich hinter den Zielen der Tourismusverantwortlichen, die Zahl der Nächtigungen in der Stadt bis zum Jahr 2020 auf 18 Millionen zu steigern. Zuletzt gab es in Wien knapp 15 Millionen Nächtigungen im Jahr.

90 Prozent der Befragten sagten, dass die Wirtschaft vom Tourismus profitiere. 75 Prozent der Stadtbewohner wandeln selbst gerne auf den Spuren der Touristen und sehen sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Etwas polarisierter, aber ebenfalls mit klarer Tendenz wurde die Frage nach offenen Geschäften am Sonntag beantwortet. Jeder zweite sagte, die Sonntagsöffnung sei "eher wichtig" bis "sehr wichtig", rund 19 Prozent waren unentschlossen, 30 Prozent dagegen.

Keine Sonntagsöffnungsfetischisten

"Wir sind keine Sonntagsöffnungsfetischisten, aber eine Öffnung der Geschäfte in Gebieten mit hoher touristischer Wertschöpfung wäre schon wichtig," sagte Kettner. Wie berichtet, hat Bürgermeister Michael Häupl den Ball vor einiger Zeit den Sozialpartnern zugespielt und sie beauftragt, eine Lösung zu finden. "Ich würde mir mehr Tempo wünschen", sagte Kettner an die Adresse von Wirtschaftskammer und Gewerkschaft gerichtet. Auch die Mitarbeiter sollten etwas davon haben.

Im Gegensatz zu anderen Städten sei die "Tourismusdichte" in Wien noch vergleichsweise niedrig, was auch die hohe Zustimmung und ausgesprochen starke Tourismusgesinnung erkläre. Kommen in Wien statistisch betrachtet 7,95 Nächtigungen auf einen Bewohner, sind es in Barcelona 11,02 und damit mehr als der EU-Schnitt (10,3), wobei die Städte Paris und London ausgeklammert sind, weil sie in einer eigenen Liga spielten. Amsterdam hat 15,69 Nächtigungen pro Einwohner, Lissabon gar 17,79. Entsprechend kritisch werde dort der Tourismus gesehen, sagte Kettner.

Touristenströme entzerren

Um die Tourismusgesinnung auf hohem Niveau zu halten, werde man mit Marketingmitteln versuchen, Touristenströme noch besser als bisher zu entzerren und auf hippe Gebiete außerhalb des Rings (Neubau) oder gar Gürtels (Yppen-Viertel, Ankerbrot-Grüne) aufmerksam zu machen.

Kritik gab es in der Befragung, der bisher größten und in zwei Wellen im Jänner/Februar sowie Juli/August des Vorjahres telefonisch und online durchgeführten, unter anderem an Reisebussen und Reisegruppen. Die Errichtung eines zentralen Busbahnhofes wird von über 60 Prozent als "eher wichtig" bis "sehr wichtig" betrachtet.

Dritte Flughafenpiste

Kettner strich neuerlich die Wichtigkeit einer dritten Piste am Flughafen in Schwechat heraus. Wie berichtet, hat das Bundesverwaltungsgericht erst kürzlich den Bau untersagt und mit einer absehbaren höheren CO2-Belastung argumentiert. "Der Flughafen Bratislava reibt sich die Hände", sagte Kettner. Dann werde eben dort gestartet und gelandet, Wien schaue durch die Finger, die Umweltbelastung werde sicher nicht geringer. Das habe dann aber auch negative Konsequenzen, zum Beispiel für den internationalen Kongresstourismus.

Kettner wies darauf hin, dass Taxis zwischen Wien und dem Flughafen Schwechat pro Jahr auf mindestens zehn Millionen Kilometer Leerfahrten kommen, nur weil sich die Bundesländer Wien und Niederösterreich nicht einigen können, welches Taxiunternehmen welche Fahrten machen darf. "Da könnte man konkret und schnell etwas für den Umweltschutz tun", sagte Kettner. (Günther Strobl, 1.3.2017)