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Demonstration gegen die Anti-Transgender-Politik der Trump-Regierung in Washington.

Foto: AP Photo/Andrew Harnik

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Zur Diskussion steht, wer welche Toilette besuchen darf. Müssen Trans-Männer nun auf die Frauentoilette? Die aktuelle US-Regierung sagt Ja.

Foto: AP Photo/Elaine Thompson

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat eine Richtlinie seines Vorgängers Barack Obama aufgehoben, wonach Transgender-Personen in öffentlichen Schulen jene Toilette besuchen können, die ihrer geschlechtlichen Identität entspricht. Personen mit weiblichen Geschlechtsorganen sollen nun also wieder ausschließlich die Damentoilette besuchen, Personen mit männlichen Geschlechtsorganen die Herrentoilette. Diese Regelung würde bedeuten, dass auch Trans-Männer, die nach ihrem biologischen Geschlecht weiblich sind, aber aussehen wie Männer, die Damentoilette zu benutzen haben.

Was bedeutet Transgender eigentlich?

Transgender-Personen sind Personen, die Geschlechtergrenzen überschreiten. Sie definieren ihr Geschlecht nicht – oder nicht nur – über biologische Merkmale. Beispielweise eine Person, die zwar mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren wurde, sich aber als Mann begreift. Die Definition als Transgender geht aber über biologische Merkmale hinaus. Auch soziale Geschlechterrollen werden hinterfragt.

Warum hat Trump die Obama-Richtlinie aufgehoben?

Die aus dem Vorjahr stammende, rechtlich nicht bindende Richtlinie sollte Transgender-Schüler vor Diskriminierung schützen und basierte auf einem gesamtstaatlichen Bürgerrechtsgesetz. Die aktuelle US-Regierung argumentiert, dass die Obama-Richtlinie keine ausreichende rechtliche Analyse und Argumentation beinhalte und zudem öffentlich nicht diskutiert wurde. Die Trump-Regierung bezeichnet die Richtlinie als Beispiel dafür, wie sich der Staat in Angelegenheiten der einzelnen Bundesstaaten einmische. Trump vertrat noch im Wahlkampf eine Linie, die die Rechte von Transgender-Personen unterstützt. Er betonte aber, dass dieses Thema eher auf Ebene der Bundesstaaten geregelt werden soll.

John Oliver über Transgender-Recht in den USA. Der Beitrag stammt aus dem Jahr 2015.
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Wie viele Transgender-Schüler sind von der neuen Regelung betroffen?

Laut einer Studie des Williams Institute, eines Thinktanks der Universität von Los Angeles, aus dem Juni 2016 definieren sich rund 1,4 Millionen US-Bürger als Transgender. Das entspricht 0,58 Prozent der Gesamtbevölkerung. Wie viele dieser 1,4 Millionen Schüler sind, wurde nicht erhoben.

Wenn es so wenige Betroffene gibt, warum ist die Aufregung so groß?

An der Frage, wer welche Toilette besuchen darf, hängt auch die Frage, ob Transgender-Personen gesellschaftlich akzeptiert werden. Für die Betroffenen geht es daher um Grundsätzliches: Sie fordern die Wahrung ihrer Rechte.

Konservative stehen auf dem Standpunkt, dass biologische Merkmale darüber entscheiden sollen, wer welche Toilette besucht. Wiederholt haben konservative Politiker argumentiert, wenn es Trans-Frauen erlaubt wäre, Damentoiletten zu besuchen, würde das die Zahl der Übergriffe auf Frauen erhöhen. Männer würden sich demnach als Trans-Frauen verkleiden, sich Zugang zu Damentoiletten verschaffen und dort Frauen sexuell belästigen – ein Vorwurf, der durch Fakten nicht zu belegen ist. Es sind auch keine Einzelfälle bekannt.

Die Frage, wer welche Toilette benutzen soll, stand in den USA immer wieder im Mittelpunkt des Kampfs um Bürgerrechte. Während der Zeit der Rassentrennung mussten schwarze US-Amerikaner ebenfalls eigene Toiletten besuchen.

Wie geht es nun weiter?

Im Jahr 2017 haben bereits 14 Bundesstaaten Gesetzesvorschläge vorgelegt, die das biologische Geschlecht für die Benutzung von Toiletten als entscheidend ansehen, berichtet die NGO National Conference of State Legislatures. Eine Abstimmung gab es erst in zwei Staaten – South Dakota und Virginia. In beiden Fällen wurden die Vorschläge abgelehnt.

Im März wird ein Fall vor dem Obersten Gerichtshof der USA verhandelt, der nun Klarheit in die Toilettenfrage bringen könnte. Es geht um einen Transgender-Teenager, dem der Besuch der Herrentoilette untersagt wurde. (Michaela Kampl, 23.2.2017)