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Ein bisschen hiervon, ein wenig davon. Die richtige Gewürzmischung bringt guten Geschmack. Bei Fonds bringt der richtige Mix Gewinne.

Foto: dpa/David Ebener

Wien – Marc Renaud bleibt ruhig. Die Frage, ob er an einen harten oder doch noch weichen Austritt der Briten aus der EU glaubt, beantwortet der französische Fondsmanager und Mitgründer des Asset-Managers Mandarine Gestion gelassen mit: "Sind Sie sicher, dass wir überhaupt einen Brexit sehen werden?" Renaud glaubt, dass es auch ein realistisches Szenario ist, dass die Briten in der EU bleiben. Als Indiz dafür führt er etwa den früheren Premier Tony Blair an, der seine Meinung zum Brexit geändert hat und das nun auch öffentlichkeitswirksam mitteilt.

Relaxed bleibt Renaud auch, wenn man ihn auf Donald Trump anspricht und auf die bisherigen Aussagen und Dekrete, die der US-Präsident bis dato getätigt beziehungsweise erlassen hat und die für mehr Chaos als Ordnung gesorgt haben. "Wer weiß schon, was Trump macht, nachdem er etwas gesagt oder angekündigt hat?" Dass es je nach Agieren Trumps auch viele negative Katalysatoren geben könnte – etwa für die Autoindustrie -, lässt Renaud dann aber doch nicht ganz unberührt. Vor allem die bisherigen Aussagen zum Welthandel beunruhigen den Fondsmanager. Ein globaler Handelskrieg wäre das Letzte, was die Weltwirtschaft brauchen könnte, die sich endlich ein wenig von der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt.

Prognosen immer schwieriger

Aber die Entscheidung für den Brexit sei ebenso unvorstellbar gewesen wie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Ereignisse wie diese machten Vorhersagen immer schwieriger. Daher ist Renaud in seiner Arbeit als Fondsmanager davon abgerückt, globale Voraussagen als Grundlage für seine Arbeit heranzuziehen. "Als Value-Investor sehe ich mir an, welche Aktien billig sind, warum sie das sind und ob das eine Branche ist, für die ich Wachstum erwarte", skizziert Renaud seinen Zugang. Und für Value-Investoren sei das Umfeld derzeit wieder gut, weil einige Unternehmen noch immer stark unterbewertet sind.

Vor allem die Zinsschritte der US-Notenbank Fed hätten dem Markt gutgetan. In Summe hätten die Märkte die Bedrohungen bisher auch recht gut abgeschüttelt. Das Comeback einiger Sektoren sorge zudem dafür, dass in seinem Fonds Mandarine Valeur die Sektoraufteilung wieder durchmischter geworden ist. Industriegüter und -dienstleistungen stellen derzeit den größten Sektor im Fonds dar. Gefolgt von Banken und Rohstoffen. Aus Österreich hält Renaud Titel von Erste Group und Andritz.

Eine ernsthafte Gefahr für den momentanen Aufwärtstrend in Europa sieht Renaud, wenn die Euro-Gegnerin Marine Le Pen die Wahlen in Frankreich gewinnt. Dann würden die Schulden von Frankreich wieder mit jenen in Griechenland verglichen, eine Frexit-Debatte würde anlaufen, und all das würde die Zinsen für Staatsanleihen ordentlich nach oben treiben. "Das wäre ein Desaster", fasst Renaud zusammen. (Bettina Pfluger, 25.2.2017)