Der Landeshauptmann strahlt in Wiener Neustadt vorläufig nicht als Ehrenbürger.

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Evamaria Sluka-Grabner wollte ihre Wertschätzung für Erwin Pröll ausdrücken. Während die Bevölkerung Niederösterreichs diesem Volkshobby üblicherweise in Dankesbriefen, heiligen Messen und in der Wahlzelle frönt, wünschte sich die mit ihrer eigenen Liste angetretene Ex-SPÖlerin Sluka-Grabner ein Zeichen im Namen jener Stadt, deren Regierung sie angehört: Der scheidende Landeshauptmann soll Ehrenbürger der Stadt Wiener Neustadt werden. Das berichten die "Niederösterreichischen Nachrichten".

Bei der Wiener Neustädter ÖVP ist man von Sluka-Grabners Vorgehen einigermaßen überrascht: Es gebe keinen Antrag, sagt Stadtparteiobmann Christian Stocker zum STANDARD – eine Ehrenbürgerschaft für Pröll sei derzeit kein Thema. Und selbst wenn es eines wäre, würde man eine solche Initiative ganz anders setzen, sagt Stocker, nämlich: im Vorhinein akkordiert, nicht per Vorstoß im Alleingang via "NÖN".

Ein Ja mit Bedingungen

Mit der ÖVP hat Sluka-Grabner also jedenfalls im Vorhinein über ihre Idee nicht gesprochen – offenbar auch nicht mit der SPÖ. Denn deren Stadtparteichef Horst Karas befindet zwar in den "NÖN": "Grundsätzlich ist das kein Problem, den Landeshauptmann zum Ehrenbürger der Stadt zu machen." Aber er stellt Bedingungen.

Um diese zu verstehen, muss man vielleicht die Situation der Wiener Neustädter SPÖ kennen. Sie stellte seit 1945 alle Bürgermeister in Niederösterreichs zweitgrößter Stadt – bis zur Gemeinderatswahl 2015. Damals verloren die Roten nicht nur die absolute Mandatsmehrheit und stürzten auf 40 Prozent der Stimmen ab.

Sie verloren auch – trotz des knapp gehaltenen ersten Platzes – den Bürgermeistersitz an die ÖVP, die den schwarzen Klubobmann im Landtag, Klaus Schneeberger, zum Bürgermeister wählen ließen – aus einer Koalition aus ÖVP, FPÖ, Liste Haberler (Ex-FPÖ) und Sluka-Grabner (Ex-SPÖ) sowie den Grünen.

Drei rote für einen schwarzen Ehrenbürger

Jetzt wollen die Sozialdemokraten nur dann Pröll zum Ehrenbürger erklären, wenn ihre beiden Exbürgermeister Bernhard Müller und Peter Wittmann sowie ein ehemaliger Vizebürgermeister ebenfalls in dieser Form gewürdigt werden.

Da kann freilich Sluka-Grabner nicht mit: Bernhard Müller habe "unserer Stadt genug Schaden zugefügt", sagt sie zum STANDARD, eine Ehrenbürgerschaft komme keinesfalls infrage. Überhaupt ist die Sache für sie nun gestorben. Sie habe den Vorschlag zuerst der SPÖ als größte Fraktion im Gemeinderat unterbreitet, nun bringe sie den Antrag eben nicht ein. "Wenn jemand zu ehren ist, muss das die ganze Stadt mittragen", sagt Sluka-Grabner, alles andere wäre "peinlich". (Sebastian Fellner, 22.2.2017)