Neue Popsensibilität und unverdrossen alte Tugenden hochhaltend: Helmet (rechts: Frontmann Page Hamilton).

Foto: Barracuda Music

Wien – Vor kurzem ist das achte Studioalbum der US-amerikanischen Posthardcore- und Noiserockband Helmet erschienen. Auf Dead To The World setzen die Mannen rund um das einzig verbliebene Gründungsmitglied, Page Hamilton, den Weg fort, den er seit der Reaktivierung der Combo vor zwölf Jahren eingeschlagen hat: nämlich immer weniger auf die repetitiven Stakkatorhythmen und die präzisen Stop-and-Go-Riffs zu setzen. Stattdessen erweist sich Sänger und Gitarrist Hamilton neuerdings als Fan von Songwriting und Prog-Spielereien.

Alte Kracher

Die Noise-Jünger wird das weniger freuen, aber bei den zwei Österreich-Liveshows der Band am kommenden Montag und Dienstag stehen wohl auch die alten Kracher auf der Setlist. Nachdem Hamilton Glenn Branca sowie 1989 dann die Band Of Susans verlassen hatte, gründete er in New York mit Helmet seinen eigenen Lärmverein. 1990 erschien das Debütalbum Strap It On. Zwei Jahre danach folgte mit Meantime eines der einflussreichsten Alben der Dekade, der Track Unsung avancierte zum größten Helmet-Hit.

HelmetVEVO

Auch Betty (1994) wurde noch von den knochentrockenen Lärmattacken dominiert, doch zugleich bewies Hamilton seine Herkunft aus dem Jazz (er hat Jazz- und Klassikgitarre studiert), bluesige Elemente zeugten von seinem Sinn für Experimente und Veränderung.

Tour mit Bowie

Nach Umbesetzungen und einem weiteren Album, Aftertaste (1997), löste sich die Band ein Jahr später auf. Hamilton übersiedelte von New York nach L. A. und probierte verschiedene Projekte aus. So bestritt er mit Bowie 1999 die Hours-Tour – was auf der aktuellen Helmet-Platte Dead To The World indirekt spürbar ist. Ansonsten lässt der Song Bad News den Einfluss der Revolver-Beatles ahnen, Cello und Streicher spielen genau wie Melodien eine wichtige Rolle.

Das Elvis-Costello-Cover Green Shirt zeugt von Hamiltons neuer Popsensibilität. An alte Tugenden knüpfen andererseits Red Scare, und Die Alone an. Noch immer kennt das Quartett bisweilen keine Gnade. (Gerhard Dorfi, 22.2.2017)