Unsere Smartphones könnten künftig als Lebensmittelscanner im Supermarkt dienen.

Foto: Fraunhofer IFF

Der alltägliche Einkauf ist zu einem guten Teil Vertrauenssache. Denn vieles ist für den Konsumenten nicht einfach nachprüfbar. Etwa, ob ein Apfel wirklich "bio" ist oder der Frischegrad des abgepackten Fleisches, so dieses nicht schon äußerliche Auffälligkeiten aufweist.

Künftig könnte hier das eigene Smartphone aushelfen, wenn es nach den Forschern des Fraunhofer-Instituts in Magdeburg geht. Sie arbeiten an der App "Hawkspex mobile", die unseren Alltagsbegleitern einige Fähigkeiten der Tricorder aus "Star Trek" verleihen soll. "Die Zeit" hat sich das Projekt näher angesehen.

Reflexionen verraten Zusammensetzung

Von den umfassenden Funktionen des handlichen Allround-Scanners aus Gene Roddenberrys Sci-Fi-Universum ist Hawkspex (lapidar: "Falkenbrille") noch ein gutes Stück entfernt. Doch für einen Proof-of-Concept reicht es bereits. Momentan ist es etwa möglich, mit der App verschiedene Sorten von Kaffeebohnen zu identifizieren.

Dabei setzt man auf das Prinzip der Lichtspektrografie. Objekte werden mit Licht in verschiedenen Farben angestrahlt. Die Reflexionen werden eingefangen und ausgewertet. Aus den Informationen ergibt sich ein Profil, das auf die chemische Zusammensetzung schließen lässt. Weil Smartphones mit dem LED-Blitz ihrer Kameras allerdings nur ein bis zwei Farben abstrahlen können, nutzt die App das Display und die Frontkamera. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden.

Computer lernt Unterscheidungen

Neben der Analyse von Lebensmitteln sollen auch diverse andere Informationen gewonnen werden können. Vom Gesundheitszustand der Lieblingstopfpflanze bis zur Authentizität des Lacks auf einem Gebrauchtwagen sind Anwendungen denkbar. Das Repertoire von Hawkspex wird dabei von einem Maschinenlernalgorithmus verbreitert, der mit Scanergebnissen gefüttert wird. Somit soll er etwa lernen, Bio-Obst von gewöhnlich angebautem Obst zu differenzieren.

Mit professionellen Messgeräten wird die Smartphone-Methode nicht mithalten können, für Vortests oder einfache Alltagsanwendungen soll die Genauigkeit künftig aber ausreichen. Die tatsächliche Genauigkeit wird freilich auch von der jeweiligen Hardware des Smartphones, insbesondere der Frontkamera, abhängen.

Kommerzialisierungsweg noch unklar

Der Vorteil für den Konsumenten ist offensichtlich: Er benötigt kein teures Zusatzgerät. Auch eine Internetverbindung ist nicht erforderlich, außer für die Aktualisierung der Datenbank zum Abgleich des Scanergebnisses. Derzeit hat man Hawkspex für das Android-Betriebssystem umgesetzt.

In welcher Form die App auf den Markt kommen wird, ist derweil noch unklar. Angedacht ist die Gründung einer eigenen Firma. Alternativ erwägt man ein Lizenzmodell, mit dem Unternehmen für ihre Zwecke angepasste Varianten des Scanners veröffentlichen könnten.

Erstes Smartphone mit Spektrometer

Einen anderen Weg beschreiten der chinesische Elektronikhersteller Changhong und das israelische Unternehmen Consumer Physics. Sie haben mit dem H2 ein Android-Smartphone mit integriertem Lichtspektrometer entwickelt. Das Gerät ist derzeit allerdings nur in China bestellbar, soll jedoch in der zweiten Jahreshälfte auch in anderen Märkten erhältlich werden. (gpi, 21.02.2017)