Suche nach Sinn und nach Zweisamkeit: Bo Skovhus (als Peer Gynt) und Maria Bengtsson (als die Rothaarige).

Foto: Werner Kmetitsch

Wien – Die mitunter episch anmutenden Umbaupausen zwischen den Bildern im Theater an der Wien – überraschend für einen Routinier wie Peter Konwitschny – reizen im Zuge der existenziellen Odyssee, auf der sich Peer Gynt befindet, die Geduld ein bisschen sehr. Andererseits passen sie zu diesem Werk eines Komponisten, der sich übrigens der Sympathie Hitlers sicher war.

Werner Egks Peer Gynt erreicht zwar punktuell inspirative, stilbunte Höhen: Dunkel-romantisch grummelt die Oper mitunter, liedhaft verzaubert sie an anderer Stelle. Ein Hauch von Kurt Weills harmonischem Zauber weht einher wie auch Richard Strauss' idyllische Pracht, Jazziges und gar Tango. Egk jedoch – bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin erhielt er eine Goldmedaille in der Kategorie "Orchestermusik" für seine olympische Festmusik – schafft es nicht, diese Vielfalt in kontinuierliche Bühnenspannung umzusetzen. Es fügt sich das Werk denn auch mit den Umbaupausen sehr oft zu einem grotesk stimmigen Bild des Stillstands.

Konwitschny gelingt die große Wiederbelebung nicht. Sehr wohl jedoch leuchtet sein großes Können auf, das hier Kapitalismus und Konsumrausch thematisiert. Wie genau er jeden Chorsänger charakterisiert und doch zur Masse von Schnäppchenjägern oder stumpfen TV-Konsumenten formt (glänzend der Schönbergchor), ergibt ein differenziertestes Musiktheater (Bühnenbild: Helmut Brade).

Auch die intimen Szenen – wenn Peer Gynt der Welt abhandenkommt oder seiner geduldigen Solveig begegnet – vermitteln Intensität abseits greller Effekthascherei. Dass sich schließlich alles Warten lohnt, hängt aber auch von Bo Skovhus (als Peer Gynt) ab: Als Energiezentrum der Inszenierung wird er zum profunden Sängerdarsteller, der eine lebenshungrige Figur gleichermaßen zu vermitteln versteht wie eine in sich zusammensackende fragile Existenz.

Überragend – und dies vor allem gesanglich – Maria Bengtsson als Solveig / Die Rothaarige (eine gute Idee, sie die Doppelrolle spielen zu lassen): Die Klarheit und Schönheit ihrer vokalen Linien markiert die Höhepunkte eines Abends, an dem auch das Gesamtensemble – u. a. Natascha Petrinsky (als Aase) und Rainer Trost (als der Alte) – überzeugte. Dem Ganzen war das ORF-RSO-Wien unter Leo Hussain schließlich ein die Farbpracht dieser Musik gütig umsetzender Partner. Etwas mehr Schärfe und Impulsivität der Phrasierung hätte allerdings gutgetan. Applaus. (Ljubiša Tošić, 19.2.2017)