John McCain meinte Trump, nannte ihn aber nie beim Namen.

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München/Washington – Auf der Münchner Sicherheitskonferenz und im US-Fernsehen hat der republikanische Senator John McCain scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump geübt. Dessen Umgang mit den Medien erinnere ihn an autoritäre Regime, sagte er aus München zugeschaltet in der TV-Show Meet The Press am Sonntag: "So legen Diktatoren los."

Auch in einer Rede auf der Sicherheitskonferenz kritisierte er seinen Parteifreund implizit. Ohne Trump beim Namen zu nennen, meinte der Republikaner die Führungsschwäche des US-Präsidenten, als er sagte, es gehe um das Überleben des Westens und von dessen Werten.

Klare Ansagen eines Republikaners

Ein großer Pulk aus finster dreinblickenden Bodyguards, eifrigen Assistenten, blankpolierten Soldaten und kamerabewehrten TV-Journalisten drängt sich durch das Foyer des Bayerischen Hofes. Mittendrin stapft der 80-jährige John McCain. Militärisch, drahtig, unermüdlich: "Yes, Sir!", sagt er. Und "No, Sir!" Der US-Senator ist einer, der klare Ansagen liebt. Deswegen hat er die mit Abstand eindrücklichste und wichtigste Rede auf dieser Münchner Sicherheitskonferenz gehalten. Üblicherweise hat der alte Republikaner die Russen im Visier oder die Chinesen. Diesmal residiert der Adressat seiner Rede in 1600 Pennsylvania Avenue, Washington D.C. Ohne einmal den Namen Donald Trump zu erwähnen, nahm er dessen politische Standpunkte unter Beschuss. Es ging um nichts weniger als den ideologischen Luftkampf um den Westen und dessen Werte.

Die westliche Welt sei nicht nur in größter Gefahr, es stelle sich sogar die Frage ihres Überlebens. Dies sei kein "Alarmismus", im Gegenteil: "Wir sollten dieser Frage mit tödlichem Ernst begegnen", erklärte McCain.

Wahrheit und Lügen

Es gebe eine zunehmende Abwendung von universalen Werten zu ethnischen Standpunkten oder de facto unverhandelbaren Glaubenspositionen. Man könne wachsende Ressentiments gegenüber Flüchtlingen und Migranten beobachten. Die Unfähigkeit, ja der Unwillen, Wahrheit von Lügen zu unterscheiden, werde immer ausgeprägter. Und immer mehr Bürger der westlichen Welt würden nichts Verwerfliches mehr an autoritären Führern finden. Daraus schließt der alte Kalte Krieger, dass der Westen und seine Bürger vielleicht noch die militärische Macht hätten, ihre Werte und Interessen zu verteidigen, aber oft nicht mehr den nötigen Willen dazu.

Er mache sich wie die Europäer große Sorgen wegen des entstehenden globalen Führungsvakuums. Dass die in München anwesenden Spitzen der US-Politik diese Sorgen teilten, sehe er aber nicht.

Im Vorwahlkampf musste McCain – der als US-Pilot über Vietnam abgeschossen wurde, mehrere Jahre im berüchtigten Gefängnis Hanoi Hilton verbrachte, dort gefoltert wurde und einen VIP-Gefangenenaustausch als Admiralssohn ablehnte – seine Integrität von seinem Parteifreund infrage stellen lassen. Die Anwürfe kommentierte er damals nicht. Stattdessen sagte er in München mit Blick auf Trump: "Ich akzeptiere es nicht, dass unsere Werte gleichwertig sein sollen mit jenen unserer Gegner. Ich glaube stolz an den Westen. Für diesen sollten wir stets einstehen. Wenn wir es nicht tun, wer soll es dann machen?" (pra, 19.2.2017)