Dies ist nicht meine Gesellschaft, sagt Folk. Ich will sie ändern. Alleine geht das nicht, wir müssen viele sein, die Ähnliches wollen. Verständigung tut not, ein Programm wäre eine schöne Sache.

Kurz muss es sein, sagt Folk, sonst schafft es keine Verbindung. Es darf sich nicht in Einzelheiten verlieren. Es darf aber vor allem auch nicht zu einfach sein – alle glauben sonst, sie wüssten es schon, und sie verlieren dann den Ansporn.

Vorrede

Wir sehen: Es gibt gesellschaftliche Auseinandersetzungen – auch heute. Indes von organisierten Widerständen gegen die wachsenden Zumutungen des globalisierten kapitalistischen Weltsystems ist nichts zu sehen. Gerade in einer derartigen Lage wollen wir am Kerngehalt des Freiheitsgedankens festhalten: Selbstbestimmung aus Vernunftgründen in menschlicher Gemeinschaft zum Wohl aller. Die Parteinahme für das bonum commune ist mehr als ideologische Nebelbildung jedoch nur dann, wenn es sich seiner Voraussetzungen bewusst ist.

Weil wir am Allgemeinwohl festhalten, und weil wir diesen Begriff nicht den scheinheiligen Sonntagsrednerinnen überlassen, deshalb werden wir uns auf einer Vielzahl von Feldern täglich und höchstpersönlich darum kümmern, die Voraussetzungen für eine realistische Rede vom commune bonum zu benennen und Stück um Stück durch gemeinsames politisches Handeln herzustellen.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Die Natur

Die ökonomischen Bedingungen der Reproduktion des individuellen Lebens und der menschlichen Gattung überhaupt bedürfen einer planetarischen Vorsorge. Der menschliche Umgang mit der Natur muss sinnvoll geplant sein, die Erhaltung für zukünftige Generationen muss gewährleistet und knappe Ressourcen müssen gerecht verteilt werden. Wir fangen bei uns damit an, an allen Ecken und Enden.

Die Demokratie

Die Teilnahme aller oder doch zumindest möglichst vieler an den wichtigen gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen ist unabdingbar, wenn nicht weiterhin die Wenigen über die Vielen bestimmen sollen. Die notwendige Planung gesellschaftlicher Prozesse artet sonst zu bevormundender und entmächtigender Expertokratie aus. Wir sorgen für eine weitgehende Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse, für die Instituierung wechselseitiger Kritik und wechselseitiger Kontrolle bis hin zu einer fortschrittlichen Repolitisierung des vom Konservativismus vereinnahmten Begriffs der "Subsidiarität".

Die Arbeit und die Bildung

Arbeit ist Leid und Mühsal für die meisten. Dennoch ist sie ein unverzichtbares Moment der politischen Existenz des Menschen. Das Recht auf Arbeit ist entgegen aller unstimmigen Lobeshymnen auf die "Befreiung von Arbeit" auch weiterhin ein Grundrecht. Um Mitreden, um Mitentscheiden zu können, müssen alle Menschen einen ausreichenden Bildungsstand besitzen. Nur ein bestimmtes Niveau der Bildung versetzt die Menschen in die Lage, aus Gründen und mit Argumenten über einen Sachverhalt zu befinden.

Bildung aber ist nicht nur das Ergebnis der ohnedies meist mittelmäßig unterrichtenden Lehre durch Dritte. Bildung ist, wenn sie gesellschaftlich praktisch werden soll, mit der eigenen, sinnlich erlebten Erfahrung der strukturellen Eigengesetzlichkeit der Dinge und Verhältnisse in der gegenständlichen Tätigkeit unlösbar verbunden. Diese Erfahrungen werden maßgeblich nur durch Einbindung der Menschen in den gesellschaftlichen Produktionsprozess gewährleistet. Wo das nicht möglich ist, werden wir für Sicherung sorgen. Wir werden nicht nachlassen, uns dafür einzusetzen.

Reichtum der Welterfahrung

Einseitigkeiten der Weltsicht führen zu Xenophobie und Realitätsverlust. Der Reichtum der Welterfahrung muss erhalten bleiben, um die Kriterien für die Wahrnehmung der unendlich mannigfaltigen Wirklichkeitsgehalte offen zu halten. Die verschiedenen Kulturen der Welt zeigen uns die Welt in unterschiedlichen Perspektiven. Die Welt hat in den verschiedenen Kulturen ihre unterschiedliche Objektivation gefunden. Der weitere Verlust von Unterschiedlichkeit wäre ein Verlust nicht nur für Romantiker, es wäre ein Verlust an Rationalität, weil uns die Welt nur durch die kontinuierliche Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Welt begreifbar ist. Wir werden das verständlich machen.

Nachrede

Wir werden durch Wort und Tat auf diesen Feldern gleichzeitig, übergreifend und kontinuierlich Position beziehen. Daran lassen wir uns messen. Nur so haben wir die Chance, dass sich das Allgemeine im realen Gesellschaftsprozess auch als Aufhebung der Sonderinteressen und Sondervorteile herstellt. Nur dann haben wir die Chance, eine Gesellschaft zu bauen, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist. Nur dann besteht für uns alle die reale Möglichkeit, dass unser Eintreten fürs Allgemeinwohl nicht als das Eintreten für den Vorrang des Individuums und seiner Selbstsucht, sondern als ein Plädoyer dafür verstanden werden kann, dass das Allgemeinwohl nur durch gegenseitige Ergänzung und Unterstützung erreicht wird – ohne dass wir damit in reaktionäre Formen des völkischen Gemeinschaftsdenkens fallen. (A. J. Noll, 20.2.2017)