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Die Bawag übertrifft mit ihrem Nettogewinn deutlich ihre Ziele.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader
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Wien – Neue Konten bei der Bawag, bei denen Geldabheben extra kostet, haben sich voriges Jahr zum Aufreger und Politikum entwickelt. In der Bawag blieb am Donnerstag Vorstandschef Byron Haynes bei der Feststellung und Definition, "wir haben keine Bankomatgebühr eingeführt und wir haben auch nicht die Absicht, eine solche einzuführen."

Für Unmut bei Kunden, Konsumentenschützern und Politikern hat gesorgt, dass bei einigen neuen Bawag-Konten Automatentransaktionen, also auch Bankomatabhebungen, nicht mehr wie früher gratis sind. Ein an etwa 20.000 Kunden gerichtetes Angebot auf den Umstieg von ihren alten billigen Konten auf neue Konten war als Zwangsumstieg kritisiert worden. Beim kleinsten angebotenen Kontomodell ist überhaupt nur eine Automaten-Transaktion im Monat gratis, jede weitere kostet extra.

2.000 Kunden wenden sich ab

Bawag-Chef Haynes sprach bei seiner Bilanzpressekonferenz von "missverständlichen" Berichten. Es handle sich nicht um "Bankomatgebühren", sondern um Buchungsgebühren, wie sie von anderen Banken in Österreich seit vielen Jahren auch verrechnet würden. Eine Ausweitung auf weitere Konten oder generell auf alle Konten werde es nicht geben, versicherte Haynes.

Knapp 2.000 betroffene Kunden hätten der Bank den Rücken gekehrt, verlautete aus der Bank zuletzt. Haynes verwies auf generell hohe Kundenzufriedenheit. Er selbst zeigte sich bei der Bilanzvorlage "sehr sehr glücklich" über die Ergebnisse des abgelaufenen Jahres. Der Umbau der Bank sei eindrucksvoll gelungen, und dies gedenke man so beizubehalten. Ende 2016 zählte die Bank nach eigenen Angaben mehr als 2,2 Millionen Privat- und Firmenkunden.

Rekordergebnis

2016 habe die Bank in allen Zahlen die eigenen Pläne übertroffen. Trotz des Niedrigzinsumfelds habe die Bank ein Rekordergebnis eingefahren. Das soll 2017 mit einem Nettogewinn von mehr als 500 Mio. Euro übertroffen werden.

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Der Nettozinsertrag wuchs 2016 im Jahresvergleich um ein Prozent auf 730 Mio. Euro. Der Provisionsüberschuss um knapp 4 Prozent auf 193 Mio. Euro. Die Nettozinsmarge blieb mit 2,3 Prozent stabil. Die operativen Aufwendungen gingen um 6,6 Prozent auf 439 Mio. Euro zurück. Die Mitarbeiterzahl sinkt seit Jahren. Im letzten Quartal 2016 gab es durch den Zukauf der start.Bausparkasse und Immo-Bank aber einen leichten Anstieg. Dieser Zukauf hat auch das Immobilienkreditgeschäft gepusht. Rückläufig sind die Kreditrisiken.

Der Vorsteuergewinn war mit 470 Mio. Euro um 12 Prozent höher als im Vorjahr. Der Nettogewinn legte um knapp 23 Prozent auf 484 Mio. Euro zu. Für 2016 gehen die Aktionäre – hauptsächlich die US-Fonds Cerberus und Golden Tree – trotz des Rekordgewinns leer aus. Der Gewinn soll reinvestiert werden.

Bei der Bilanzsumme gab es 2016 einen Zuwachs um 11,3 Prozent auf 39,74 Mrd. Euro.

Expansion

Zudem will die Bawag von 2017 bis 2019 einen Kapitalaufbau von bis zu zwei Milliarden Euro vornehmen. Im ersten Halbjahr 2017 will sie mit der Direktbanktochter Easybank nach Deutschland. Im Dreijahresplan sind Zukäufe enthalten.

"Wir prüfen derzeit auch andere Möglichkeiten für anorganisches Wachstum", so Bankchef Byron Haynes, insbesondere im deutschsprachigen Raum, "was unsere Expansionspläne beschleunigen würde", wie Haynes zu den vorläufigen Zahlen für 2016 schreibt.

Bieter für Oldenburgische Landesbank

Vor einigen Wochen war die Bawag bzw. ihr Hauptaktionär Cerberus als möglicher Bieter für die Oldenburgische Landesbank in Deutschland ins Gespräch gebracht worden. Dazu hat sich die Bank in Wien bisher aber nicht geäußert. Einen Dividendenvorschlag gibt es in den am Donnerstag vorgelegten Vorabberichten für 2016 nicht. Nach vielen dividendenlosen Jahren hatte die Bawag erstmals für 2015 eine Cash-Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet.

Im Geschäftsjahr 2016 hat die Bank ihren Nettogewinn nach vorläufigen Daten um 22,6 Prozent auf 483,6 Millionen Euro gesteigert. Damit hat die Bank nach Angaben des Vorstands ihre Ziele deutlich übertroffen. Die Kernkapitalquote wurde für das Jahresende mit 15,1 Prozent angegeben. (APA, 16.2.2017)