Eine wirksame Impfung gegen die Malaria durch das Injizieren von ganzen lebenden Erregern der Tropenkrankheit unter vorübergehendem Schutz durch Malariamedikamente könnte möglich sein. Darauf deutet eine Studie mit noch wenigen Probanden hin, die jetzt in der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" veröffentlicht worden ist. Beteiligt daran war auch ein Wiener Infektionsspezialist.

"Man hat mit der Studie den Beweis erbracht, dass das Konzept umsetzbar sein könnte", sagte Co-Autor Heimo Lagler von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien im AKH gegenüber der APA. Lagler hat ein halbes Jahr im Rahmen eines Ausbildungsaufenthaltes am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen in Deutschland verbracht und an der wissenschaftlichen Untersuchung mitgearbeitet. Dabei ging es um die Erprobung einer intravenösen Impfung mit lebenden Malaria-Erregern unter gleichzeitiger Einnahme eines Malaria-Medikaments.

Trotz aller Erfolge ist die Malaria weiterhin in vielen Weltregionen ein riesiges Problem. 2015 verursachte die Tropenkrankheit nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation noch immer 438.000 Todesfälle. Der erste zugelassene Impfstoff schützt nur zu etwa einem Drittel gegen die Krankheit, könnte aber vor allem die Todesraten unter betroffenen Kindern deutlich reduzieren. Bei dieser Vakzine setzt man auf Antigene aus den Malaria-Erregern, welche eine ausreichende Immunantwort nach der Impfung auslösen sollen.

Lebende Erreger

Das US-Biotech-Unternehmen Sanaria setzt auf eine andere Strategie: Die ganzen Parasiten in der Form von Sporozoiten sollen als Basis für die Vakzine dienen. Ganze Krankheitserreger oder womöglich noch lebende, abgeschwächte Krankheitserreger ähneln in Vakzinen am besten den natürlichen Verursachern von Infektionskrankheiten.

In der neuen Vakzine, die unter Federführung des Instituts in Tübingen unter dem aus Österreich stammenden Experten Peter Kremsner an gesunden Probanden getestet wurde, sind gereinigte, aus Stechmücken gewonnene Malaria-Sporozoiten enthalten. Die Impfung entspreche damit ganz der Infektion eines Menschen über einen Moskitostich, sagte Lagler. "Die Gewinnung der Sporozoiten ist enorm aufwendig."

Malaria-Sporozoiten, welche ins Blut gelangen, wandern normalerweise in die Leber des Betroffenen ein und vermehren sich dort. Dann tauchen sie wieder im Blut auf. Bei der nun entwickelten Impfung wird das aber durch die gleichzeitige Gabe des alten Malariamittels Chloroquin verhindert. Es handelt sich quasi um eine Impfung unter gleichzeitiger Malaria-Prophylaxe.

In der Studie erhielten gesunde Probanden dreimal die Vakzine (PfSPZ-CVac) samt Chloroquin oder eine Placebo-Impfung. Zehn Wochen nach der letzten Teilimpfung wurden alle Probanden einer künstlichen Infektion mit Malariaerregern ausgesetzt. Das Ergebnis: In der Gruppe mit neuen Probanden, welche die höchste Dosis an Malaria-Sporozoiten erhalten hatten, waren alle neun Probanden gegen die Tropenerkrankung geschützt. Bei Verwendung einer geringeren Dosis reduzierte sich die Schutzrate. In der Placebo-Gruppe kam es bei den Probanden zum Auftauchen von Zeichen einer Infektion, die dann schnell behandelt und damit geheilt wurde.

Immunsystem baut Abwehr auf

Das Konzept besteht laut Lagler in der Überlegung, dass ganze abgetötete oder abgeschwächte lebende Erreger eine bessere Immunantwort nach einer Impfung mit ihnen als einzelne Proteine in Gang setzen. Mit der gleichzeitigen Gabe von Chloroquin, das nur auf im Blut auftauchende Erreger, auf die Malaria-Sporozoiten, wirke, käme das Immunsystem zwar über die Leber mit den Krankheitserregern in Kontakt, das Entstehen der Krankheit werde aber unterdrückt. Dafür baut das Immunsystem eine starke Abwehr auf.

Allerdings hat die wissenschaftliche Untersuchung bedeutende Einschränkungen: Zunächst einmal sind Ergebnisse aus einer Studien-Gruppe mit neun Probanden keinesfalls aussagekräftig für die Wirksamkeit einer Vakzine. Zweitens musste der Impfstoff intravenös verabreicht werden, was in vielen Staaten, in denen Malaria grassiert, faktisch unmöglich ist. Schließlich muss der Impfstoff auch tiefgekühlt gelagert werden.

Laut Lagler handelt es sich aber um eine wissenschaftliche Untersuchung, welche immerhin den Weg zu einer solchen Vakzine weisen könnte. Sanaria testet auch mit Strahlen abgetötete Malariaerreger oder abgeschwächte Erreger als mögliche Vakzine. In nächster Zukunft soll mit großen Wirksamkeitsstudien begonnen werden, teilte das US-Unternehmen mit. (15.2.2017)