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Szeneprinz zwischen Salzburg und St. Moritz.

Foto: EPA/FRANZ NEUMAYR

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Bei Olympia 2014 trat Hubertus Hohenlohe im mexikanischen Mariachi-Stil zum Slalom an.

Foto: AP/Christophe Ena

St. Moritz / Wien – Wenn Hubertus von Hohenlohe – alter europäischer Adel – in St. Moritz diese Woche anlässlich des Qualifyings für Slalom und Riesenslalom die Skihänge hinunterdüst, macht er dies elegant wenn auch nicht so wahnsinnig schnell wie die jüngeren Wettstreiter. Der Adelsspross ist nicht mehr der Jüngste, könnte mit seinen 58 Jahren locker der Vater vieler der Skiasse rund um ihn sein.

Ums Gewinnen geht es Hubertus Prinz zu Hohenlohe, wie er mit vollem Namen heißt, nicht. Der Weg ist das Ziel, und der Weg soll fetzig sein und nicht ganz uninteressant. In all den Jahren, fast Jahrzehnten, in denen der Skizirkus seine Jetset-Arena war, hat er für Mexiko keine Medaille eingefahren. Aber es gab ein paar nicht unbedeutende Verletzungen – Kreuzbandriss, kaputtes Knie.

Im Guinness-Buch

Meistens tritt Hohenlohe als Einziger für Mexiko an. Er will so dem Land zu mehr internationaler Publicity verhelfen – heuer mit der fast 38-jährigen Sarah Schleper, einer US-Amerikanerin, die ebenfalls seit einiger Zeit für Mexiko antritt. Hohenlohes für den Rennsport biblisches Alter brachte ihm 2013 einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde ein. 16 Skiweltmeisterschaften hat er bis dato bestritten, sechsmal war er bei Olympischen Winterspielen dabei. Dabei ist das Interesse der meisten Mexikaner am Skirennsport endenwollend.

Hohenlohe wird sich auch diesmal, bei seiner 17. WM, weit hinten klassieren, keine Frage. Ein Abstand von zehn, zwölf Sekunden hinter den Schnellsten ist leicht möglich. Doch unter vielen schrägen Vögeln bei der WM ist Hohenlohe der schrägste. Dass seine Freunde irgendwo weit außerhalb von St. Moritz einquartiert wurden, stört ihn im Gespräch mit dem STANDARD mehr als die kommende sportliche Herausforderung. Auch dürften Training und Vorbereitung auf den Wettkampf keinen außergewöhnlichen Stellenwert im Tagesablauf einnehmen, auch nicht kurz vor einem Rennen.

Hohenlohe besitzt die Liechtensteiner Staatsbürgerschaft und aufgrund seiner Geburt in Mexiko auch die mexikanische. Er ist das Kind von Ira von Fürstenberg und Alfonso Prinz zu Hohenlohe. Beide waren Vertreter von High Society und Stammgäste in der Regenbogenpresse. Der Sohn führt die Tradition nahtlos fort.

Hohenlohe lernte das Skifahren in einem strengen Vorarlberger Internat. Heute lebt er als Musiker, Fotograf und Journalist in Hamburg, Liechtenstein und Wien. In allen Professionen ist er durchaus erfolgreich. Die Fotos, die er in dadaistischer Manier mit einer Kleinkamera quasi aus dem Handgelenk schießt, bezeichnet er als "Minidokumentationen meines Lebens". Für den Privatsender Servus TV gestaltet er die Sendung "Hubertusjagd", in der es um Reisen zu Metropolen geht. Sein großer Bekanntenkreis fließt immer wieder in die Städteporträts ein. Als Musiker produzierte er mit Falco den Song America.

Stil ist Hohenlohe ungeheuer wichtig. Das Outfit bei den weltmeisterlichen Rennen ist von ihm in der Regel selbst designt. Meist nimmt der Skidress auf Mexiko Bezug. Bei Olympia 2014 trat er in einem Overall auf, der an die mexikanischen Musikbands Mariachi erinnert. Heuer wird Hohenlohe, der sich gerne Szeneprinz nennt, wie ein Aztekenkönig gewandet hinunterzischen. (Johanna Ruzicka, 14.2.2017)