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Felix "PewDiePie" Kjellberg ist 1989 in Göteborg geboren. 2011 gelang ihm nach Studienabbruch der Durchbruch auf Youtube.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JOHN LAMPAR

Der Erfolg eines Entertainers ist im Kontext zu verstehen. In den 1990ern bejubelten Kinogeher den Slapstickhumor von Leslie Nielsen, 15 Jahre später schien sich niemand mehr nach nackten Kanonen zu sehnen.

Und vielleicht wird es vielen Millennials ähnlich gehen, wenn deren Kinder darauf zurückblicken, worüber sich die Eltern einst zerkugelten. Für mehr als 53 Millionen Youtube-Abonnenten sind das heute die Videos des 27-jährigen Schweden Felix Kjellberg, bekannt als PewDiePie. Er ist die unumstrittene Nummer eins auf Googles Streaming-Portal und war einer Umfrage des Magazins "Variety" unter Teenagern zufolge bereits 2014 populärer als die Stars der Film- und Musikbranche.

Let's play big money

Bekannt wurde der in Göteborg geborene Kjellberg nach seinem Studienabbruch 2011 durch Beiträge zu Videospielen, die er vorausschauend auf Englisch kommentierte. Zusammen mit einer Riege Gleichgesinnter, die ihr Hobby zum Beruf machte, verhalf er diesen "Let's Plays" mit Milliarden Seherzahlen zum gefragtesten Videoformat auf Youtube. Kjellberg, der allein 2016 dank Werbeeinschaltungen 16 Millionen Dollar verdiente, und dessen Mitstreiter stellten damit nicht nur die Medienbranche auf den Kopf, sondern prägten zudem das Bild einer neuen Ära von Unterhaltern, die von Marketern als "Influencer" gefeiert werden.

Mit Spielevideos wie zu "Skate 3" schaffte es PewDiePie zum Superstar und brachte Hersteller EA sogar dazu, das bereits eingestellte Game neu aufzulegen.
PewDiePie

Kumpel-Promi

Kjellberg wirkt authentisch, hat einen direkten Draht zu den Fans und lacht und ärgert sich über die gleichen Dinge, die auch sein junges Publikum bewegen. Dabei hat er es besser als alle anderen verstanden, Inhalte für eine Generation zu produzieren, die auf drei Bildschirmen gleichzeitig und im Minutentakt nach neuen Eindrücken giert.

PewDiePie-Videos zeigen alle vier Sekunden eine neue Szene. Im Kampf gegen zunehmend schwindende Aufmerksamkeitsspannen werden Sounds, Zeitlupen und Schlagworte mit messerscharfer Präzision eingeworfen. Zwischen kindlichem Charme und Political Incorrectness ist alles erlaubt, solange es unterhält, lautet die Devise.

Zu viel provoziert?

Kjellbergs Youtube-Netzwerkpartner Google und Disney ging diese Freizügigkeit nun zu weit. Im Februar stellte der Internetriese die Youtube-Red-Serie "Scare PewDiePie" ein und nahm Kjellbergs Kanal aus dem einkommensträchtigsten Werbekanal heraus. Gleichzeitig löste Disney Zeitungsberichten zufolge die Zusammenarbeit auf, nachdem der Schwede in satirischen Vlogs seine Fans mit Hitlergruß und Antisemitismus wachrütteln und damit die Unmöglichkeiten des Internets aufzeigen wollte. Satire, die von den meisten Fans und Kollegen als solche verstanden wurde, in der aalglatten Konzernwelt, die PewDiePie als unproblematischen Let's Player und Teeny-Liebling verkaufen will, jedoch nicht gern gesehen wird. PewDiePie wird es vermutlich verkraften. Auch Disney musste man stets im Kontext verstehen. (Zsolt Wilhelm, 15.2.2017)