Alles begann 1986 in der Country-Musikmetropole Nashville. Damals gründete der ehemalige Boden- und Fliesenleger Kurt Wagner die Gruppe Lambchop, ein Musikerkollektiv zwischen Trio- und Big-Band-Besetzung. Im Mittelpunkt – und das ist die wichtigste Konstante Lambchops – steht aber immer der Songschreiber und Sänger Wagner.

Nashville gilt zwar als Musikstadt, aber die dort geförderte Plastikvariante von Country und Western hat auf Lambchop erfreulicherweise wenig Einfluss. Vielmehr reiht sich ihr inzwischen aus zwölf Alben bestehendes Werk (das Debüt erschien 1994) in die Schublade Alternative Country ein.

Kein Reinheitsgebot

Aber musikalische Reinheitsgebote haben den Künstler mit der Brummbassstimme, der Hornbrille und dem Baseballkapperl, der auch malt, noch nie sonderlich interessiert. Zum üblichen Klang der Steel- und Elektrogitarre im Americana-Genre gesellten sich in der Vergangenheit immer wieder Elemente aus Soul und Disco, aus Artrock, Jazz und Pop sowie der Kammermusik.

Auf der zwölften Platte "Flotus" (2016) schlägt Wagner schon wieder einen neuen Haken, indem er sich von zeitgenössischem R&B und Hip-Hop inspirieren ließ. Flotus ist ein Akronym, das entweder für First Lady of the United States steht – oder laut Wagner für: For Love Often Turns Us Still. Erstere Bedeutung kommt einem in den Sinn, wenn man weiß, dass Wagners Ehefrau sich für die Demokraten engagiert.

Der Trauerflor ist ganz nah

Am eigentümlichen Reiz eines episch-hypnotischen Tracks wie "The Hustle", den Wagner nach dem Besuch einer Hochzeitsfeier, auf der Van McCoys gleichnamiger Discohit gespielt worden war, komponierte, kann aber auch der Wahlsieg Trumps nichts ändern: 18 Minuten mit Jazzklarinette, verfremdeter Auto-Tune-Stimme und einem Keyboard, das an die Krautelektroniker Kraftwerk und Neu! denken lässt. Liebe macht schmähstad und paralysiert – der Trauerflor ist bei Lambchop immer ganz nah, egal wie positiv die Gefühle eigentlich sind. (dog, 13.2.2017)