Der gewählte deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht die Rolle des Onlinedienstes Twitter in politischen Debatten kritisch. "Es hat sich jetzt schon bewiesen, dass auch leichtere politische Probleme kaum in 140 Zeichen unterzubringen sind", sagte Steinmeier am Sonntag in der ARD-Sendung "Farbe bekennen".

Dieses "Schwarz und Weiß" könne die Politik nicht liefern, da die Herausforderungen "oft schwieriger" seien. Mit Blick auf die Verbreitung von Falschmeldungen und die bisweilen rauen Umgangsformen in sozialen Online-Netzwerken wie Twitter oder Facebook sprach Steinmeier von einem "Risiko für die Demokratie". Ein Teil der Diskussionen wandere in Bereiche des Internets ab, in denen Politiker und klassische Medien "schon gar nicht mehr wahrgenommen werden". Dort würden viele Nutzer nur nach einer "Verstärkung der eigenen Meinung" suchen.

Fakten und Lüge unterscheiden

Steinmeier appellierte an die Bürger, in politischen Debatten Fakt und Lüge klar auseinanderzuhalten. "Wenn wir diese Unterscheidung aufgeben, dann in der Tat wird das Fundament unserer Demokratie zerbröseln", sagte er.

Steinmeier rief die Politik auf, mit der jüngeren Generation wieder direkter ins Gespräch zu kommen. Dazu wolle auch er "Begegnungsformate" zwischen dem Präsidenten und der Jugend schaffen, etwa Schulbesuche oder Wettbewerbe.

Steinmeier war zuvor von der Bundesversammlung im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Joachim Gauck im höchsten Staatsamt gewählt worden. Der frühere Außenminister war der gemeinsame Kandidat von SPD und Union. Steinmeier tritt sein Amt am 19. März an. (APA, 13.2.2017)