Leidet bis heute an körperlichen und psychischen Folgen der schweren Misshandlung: Bakary Jassey.

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Wien – Acht Kapitel umfasst der Erlebnisbericht "Wie es sich zugetragen hat" – acht Kapitel, in denen der heute 43-jährige, in Wien lebende Bakary Jassey schildert, was ihm 2006, während der 130 schlimmsten Tage seines Lebens, widerfahren ist.

Diese verbrachte der Mann aus Gambia – damals mit einer Wienerin verheiratet, mit der er zwei Kinder hat – in Schubhaft, also in einem Polizeigefängnis. Am 7. April 2006 hatte er sich, schon im Flugzeug, erfolgreich gegen seine Abschiebung gewehrt. Daraufhin hatten ihn drei Beamte der Polizeisondereinheit Wega in eine Lagerhalle in Wien gebracht, gefesselt, getreten und geschlagen, mit dem Tod bedroht und mit einem Wagen absichtsvoll überfahren. In seinem Vorwort zu dem online erschienenen Buch nennt es der Anwalt Alfred J. Noll offen Folter.

Polizisten kündigten Tod an

Vor der Tortur sei er in der Halle kurz alleingelassen worden, schreibt Jassey. Da habe er sich an "die mysteriösen Geschichten erinnert, die es in den letzten Jahren mit Schwarzafrikanern und der Polizei gegeben hatte". Er habe um sein Leben gefürchtet. "Auf Wiedersehen, Jassey, du wirst deine Frau und Kinder niemals wiedersehen, diese süße Welt ist nun zu Ende für dich!", habe denn auch einer der Beamten gesagt, bevor die Misshandlungen losgingen.

Ein vierter, an der Folter nicht aktiv beteiligter Beamte habe – "so kam es mir vor" – die gesamte Szenerie mitgefilmt. "Bis heute frage ich mich, was aus diesem Video geworden ist", schreibt Jassey.

Laut Befunden erlitt er unter anderem Frakturen des Jochbeins, des Kiefers und der Augenhöhle. Doch diese Verletzungen wurden im Wiener AKH, wo ihn seine Misshandler nach der Tat hinbrachten, nur ansatzweise behandelt. Auch die Amtsärzte in der Schubhaft, wohin er unmittelbar danach kam und vier Monate bleiben sollte, unternahmen wenig bis nichts. Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty in Österreich, nennt diese völlig unzureichende Hilfeleistung "einen der erschreckendsten Aspekte des Falles".

Ausgelacht und verhöhnt

Als er in der Schubhaft verzweifelt um Hilfe ersucht habe, hätten ihn Wärter und Ärzte ausgelacht und verhöhnt, schildert Jassey. Nur Einzelne hätten sich freundlich und unterstützend verhalten. Noch heute laboriere er psychisch und körperlich an den Folgen der Ereignisse. Auch vor Gericht hat er sie noch nicht ausgestanden (siehe Chronologie).

Mit im Impressum von Jasseys Bericht steht auch das Vienna Center for Societal Security, dessen Geschäftsführer der Sicherheits- und Polizeiexperte Reinhard Kreissl ist. Im Gespräch mit dem Standard plädiert er für mehr Transparenz bei der Polizei. Nach wie vor dringe zu den oberen Chargen vielfach nicht durch, was an der Basis geschehe.

Das Niederschreiben des Berichts, hofft Kreissl, werde Jassey mittelfristig auch materiell helfen: "Es gibt schon Verhandlungen über ein Hörbuch." (Irene Brickner, 13.2.2017)