Damir Canadi hat viel Fußball im Kopf.

Foto: apa/neubauer

Wien – Damir Canadi sagt, er sei eher ein Bauch- als Kopfmensch. Er hat Rapid trotzdem auch im Kopf, ist er wach, denkt er darüber nach, wie die Mannschaft entwickelt und verbessert werden kann. 15 Punkte Rückstand und Platz fünf liegen im Magen, der Teil des Bauches ist. Im November hatte Canadi den Deutschen Mike Büskens abgelöst, an den Ergebnissen gemessen war der Trainereffekt nicht ausufernd.

Nun konnte er die Mannschaft knapp fünf Wochen intensiv vorbereiten. Canadis Bauch sagt, "dass gut gearbeitet wurde. Alle haben mitgezogen. Es gab gute und weniger gute Phasen. Wo wir stehen, kann man frühestens nach dem Derby sagen. Ich halte nichts von Mutmaßungen, ich weiß ja nicht, wie die anderen drauf sind, der Vergleich fehlt. Spielen ist wichtiger als reden."

Kaderismen

Canadi sucht nach "Lösungen". In den Vorbereitungspartien wurde der gesamte Kader eingesetzt. "Sie spielten alle meist nur 45 Minuten. Jetzt müssen sie zeigen, ob sie es über 90 Minuten schaffen." Rapid hat viele Verletzte, Christoph Schösswendter, Matej Jelic, Philipp Schobesberger, Ivan Mocinic, Thomas Schrammel und Maximilian Wöber sind rekonvaleszent und bleiben es.

Der Trainer hat sich mangels Alternativen damit abgefunden, zumal es "stumpfe" Verletzungen sind. Sie resultierten aus Schläge und Tritten, einige sind im Rasen hängen geblieben. "Es lag also nicht an uns, am Training." Eigentlich hätte der Kader anders, nämlich durch Transfers, reduziert werden sollen. Das ist missglückt, jene, die man loswerden wollte, beharrten auf ihren Verträgen, was ihr gutes Recht ist. "Ich beschäftige mich nicht mit Dingen, die nicht passiert sind."

Mehr von vielem

Rapid soll, und zwar schon am Sonntag im Happel-Stadion gegen die Austria, im 3-5-2-System schneller als bisher agieren. "Mehr Tempo, mehr Leidenschaft, mehr Technik." Eine "Scheiß-drauf-Mentalität" lehnt Canadi allerdings strikt ab. "Klingt nicht gut." Ziel sei, in den verbleibenden 16 Runden zu den "Topmannschaften der Liga" zu zählen.

Der Trainer möchte nicht über einzelne Spieler diskutieren. Die Frage, welche Rolle die wieder fitte Vereinsikone Steffen Hofmann einnimmt, passt ihm nicht, da wird der 46-Jährige fast unwirsch. "Es geht nie um Einzelne, die Mannschaft, der Verein ist wichtig. Aber natürlich will ich Hofmanns Stellenwert nicht wegreden". Stefan Schwab hat sich am 23. Oktober des Vorjahrs im 319. Derby den Knöchel gebrochen, die Austria gewann 2:0. Damals trug Büskens die Verantwortung.

Schwab wäre prinzipiell wieder bereit, Canadi hat sich maximal innerlich festgelegt: "Ich wäre blöd, würde ich es sagen." Am Gefüge, an der Hierarchie habe er nichts verändert. "Die ergibt sich durch gute Leistungen von selbst. Wer überzeugt und immer alles gibt, der hat automatisch ein größeres Ansehen in der Gruppe. Ich brauche keinen Spieler als verlängerten Arm auf dem Feld, diese Zeiten sind vorbei."

Gier und Arbeit

Natürlich habe es die Mannschaft, von deren Qualität er überzeugt ist, zuletzt nicht einfach gehabt. "Trennung von Zoran Barisic, dann Büskens, jetzt ich. Immer neue Wege, neue Ideen, damit muss man erst einmal umgehen." Für Rapid sollten Siege wieder die Regel werden. Canadi: "Die Gier nach Erfolgen ist groß. Sollten wir gewinnen, was nur durch harte Arbeit möglich ist, müssen wir demütig bleiben, uns nicht auf die Brust klopfen. Verlieren wir, dürfen wir nicht am Boden liegen."

Für den Wiener Canadi ist es das erste Derby. "Natürlich kribbelt es." Sportvorstand Fredy Bickel, ein Schweizer, wird auf der Bank sitzen. "Kein Problem, ich werde lauter als er sein." Canadi sagt, was aus dem Bauch heraus einfach gesagt werden muss: "Ein Derby hat eigene Gesetze." (Christian Hackl, 11.2. 2017)

Mögliche Aufstellungen

FK Austria Wien – SK Rapid Wien (Wien, Happel-Stadion, Sonntag, 16.30 Uhr/live ORF eins und Sky, SR Schüttengruber). Bisherige Saisonergebnisse: 1:4 (h), 2:0 (a)

Austria: Hadzikic – Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko – Serbest, Holzhauser – Venuto, Grünwald, Pires – Kayode

Ersatz: Pentz – Mohammed, Salamon, De Paula, Prokop, Tajouri, Friesenbichler, Kvasina

Es fehlt: Almer (Kreuz- und Seitenbandriss, Meniskus)

Rapid: Knoflach/Strebinger – Dibon, Sonnleitner, Auer/M. Hofmann – Pavelic, Joelinton, Schwab, Murg, Traustason – Kvilitaia, Schaub

Ersatz: Strebinger/Knoflach – Schößwendter, Thurnwald, Szalai, Okungbowa, Grahovac, Arase, Malicsek, Szanto, S. Hofmann

Es fehlen: Schrammel (im Aufbautraining), Jelic (Riss in Wadenmuskulatur), Mocinic, Schobesberger (beide Knieverletzung), Wöber (Wadenverletzung), Novota (Schulterverletzung)

Fraglich: M. Hofmann, Schößwendter (beide im Aufbautraining)