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Auch Lawinenhund Nanuk ist Einwohner von Samedan.

Foto: apa/epa/ehrenzeller

Nichts gegen die Superstars, aber meistens sind es die Begegnungen mit den weniger oder gar nicht Prominenten, die einem mit einem Lächeln nach Hause gehen lassen. Mit dem Mitarbeiter im Pressezentrum zum Beispiel, der neulich so freundlich war, meine Kolumne zu übersetzen. Grazcha fich! Aus Samedan (nahe St. Moritz) kommt er, und er spricht perfekt Rätoromanisch, eigentlich den Dialekt Puter (Betonung auf der zweiten Silbe). "Vor 50 Jahren", sagt er, "hätte man gedacht, dass heute niemand mehr Rätoromanisch sprechen würde." Man habe sich getäuscht. Viele gäben zwar mittlerweile Deutsch als ihre Hauptsprache an, sprächen aber auch Rätoromanisch.

Oder der Mitarbeiterin oben beim Zielgelände. "Oh, meine Lieblingszeitung", sagt sie, als sie sieht, für wen ich arbeite. Aus Zell am See kommt sie. Und jedes Mal, wenn ich bei ihr vorbeigehe, lächelt sie freundlich. Oder dem jungen Mann an der Bushaltestelle, der zumindest ein bisschen Ahnung hat, wann wo welcher Bus abfährt. Journalisten gegenüber ist er misstrauisch eingestellt. "Aber Sportjournalisten sind okay." Oder dem Fahrer des Shuttles, der einem zum Hotel bringt, obwohl es eigentlich nicht auf der Route liegt.

Oder der tschechischen Skifahrerin, die gleichzeitig Snowboarderin ist, die einem am Ende des Gesprächs ein "Es war sehr nett" mitgibt. Oder dem Herrn hinter der Hotelbar, der sich sofort erinnert, welchen Kräutertee ich trinke, obwohl ich ihn davor erst einmal bestellt habe. Oder dem afghanischen WM-Debütanten, der vollkommen nüchtern von seiner Flucht vor den Taliban und seinem zerstörten Heimatdorf erzählt. Nichts gegen die Superstars. (Birgit Riezinger, 10.2. 2017)