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Therese Johaug muss bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Lahti zuschauen, bei Olympia 2018 kann sie wieder mitlaufen.

Foto: AP/ Heiko Junge/NTB Scanpix

Oslo – Nach der wunden Lippe nun ein blaues Auge: Norwegens Skilanglauf-Queen Therese Johaug ist wegen ihres Dopingvergehens für 13 Monate gesperrt, damit aber noch auffallend gnädig behandelt worden. Ein Start der bisher provisorisch suspendierten 28-Jährigen bei den Olympischen Winterspielen 2018 ist damit nämlich wieder möglich.

"Ich bin froh, dass das Gericht keine leistungssteigernde Absicht gesehen hat", erklärte die siebenmalige Weltmeisterin in einer Stellungnahme nach der Urteilsverkündung durch das Schiedsgericht des norwegischen Sportbundes am Freitag in Oslo. Die Entscheidung verbietet ihr rückwirkend ab dem 18. Oktober 2016, an jeglichen Wettkämpfen und an den Trainingsmaßnahmen des Verbands teilzunehmen.

CAS ein Thema

Johaug, die sich Ende Jänner einer zweitägigen Anhörung gestellt hatte, sieht sich weiterhin unschuldig, ein Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ist wahrscheinlich. "Ich sehe ein, dass die Dopingregeln streng sein sollten. Aber es fühlt sich falsch an, wegen einer Lippencreme für 13 Monate ausgeschlossen zu werden", sagte sie.

Johaug war im September 2016 positiv auf das Steroid Clostebol getestet worden. Die verbotene Substanz soll in besagter Lippencreme enthalten gewesen sein, die Johaug wegen offener Wunden auf Anraten ihres Arztes verwendet hat.

Mindestens zwei Jahre Sperre wären für dieses Vergehen möglich gewesen, Weltverbandspräsident Gian Franco Kasper hatte sogar eine deutlich schärfere Sanktion gefordert: "Normalerweise, wenn sie schuldig ist, ist es klar, dass sie für vier Jahre gesperrt werden muss. Da gibt es keinen Zweifel", hatte Kasper gesagt. Das Urteil vom Freitag dürfte ihm so gar nicht gefallen.

Strafmaß-Reduzierung

Ein Geschmäckle hat die Entscheidung vor allem deshalb, weil die Jury das von der norwegischen Anti-Doping-Agentur vorgeschlagene Strafmaß von 14 Monaten um genau den einen Monat drückte, der es Johaug nun erlauben würden, an den kommenden Winterspielen teilzunehmen. Im November 2017, gleich nach Ablauf von Johaugs Sperre, finden die ersten Qualifikationsrennen für Norwegens Weltcupteam in Beitostoelen statt – eine erste Grundvoraussetzung für den Start in Pyeongchang.

Das Gericht in Oslo sah zumindest eine Teilschuld Johaugs gegeben. Sie hätte sich nicht allein auf das Urteil ihres Arztes Fredrik Bendiksen verlassen dürfen. Bendiksen hatte noch bei der jüngsten Anhörung alle Schuld auf sich genommen ("das ist schwer auszuhalten"), zuvor war er bereits zurückgetreten.

Auch Norwegens Rekordweltmeisterin Marit Björgen war zum Fall Johaug befragt worden und hatte sich an die Seite ihrer langjährigen Staffelkollegin gestellt. "Ich hätte genau dasselbe getan wie Therese in dieser Situation", sagte die 36-Jährige.

Kein Interesse an Anti-Doping-Kurs

Offenkundig wurde aber auch, dass Johaug wohl nicht gerade eine fanatische Anhängerin des Kampfes gegen Doping ist. Sie räumte bei der Anhörung ein, dass sie einer Aufforderung des norwegischen Skiverbandes im April 2015, an einem Anti-Doping-Kurs ("Ren Utöver"; dt. Sauberer Athlet) teilzunehmen, nicht nachgekommen sei. Sie habe die entsprechende E-Mail damals zwar erhalten, die Passage aber wohl überlesen.

Die milde Strafe gegen Johaug liegt derweil im norwegischen Trend: Martin Johnsrud Sundby, weltweit führende Loipenkraft der vergangenen Jahre bei den Männern, war bereits im vergangenen Jahr nach einem positiven Test, offiziell wegen des unsachgemäßen Gebrauchs eines zugelassenen Asthmamittels, nur für zwei Monate gesperrt worden worden. Die hat Sundby bereits abgesessen: im wettkampffreien Sommer. (sid, 10.2.2017)