Im öffentlich finanzierten Bereich der Gefahrenguttransporte geht es im Güterverkehr noch relativ gut.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Während Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) die Milliardeninvestitionen in Bahn und Autobahn feiert, fährt die Gütersparte der zu seinem Ministerium ressortierenden ÖBB ihr operatives Ergebnis dramatisch herunter. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 um fast ein Fünftel auf rund 64 Millionen Euro ein. Das geht aus den Rohdaten (Stand Mitte Jänner) zum Jahresabschluss hervor, die dem STANDARD vorliegen.

Damit hat Österreichs größter Schienengütertransportkonzern Rail Cargo Austria (RCA) den Vorjahreswert von knapp 80 Millionen Euro deutlich unterfahren, noch mehr aber den Geschäftsplan, mit dem das Management aus Eric Regter und Ferdinand Schmidt ins Rennen gegangen war. Der hatte ein operatives Ergebnis von 89,8 Millionen Euro vorgesehen.

Internationales Geschäft verbessert

Wiewohl die endgültige Bilanz 2016 der Rail Cargo Group besser aussehen dürfte als die 50 Millionen Euro an Ebit, die das RCA-Management in einer Aufsichtsratssitzung Anfang September 2016 in Aussicht gestellt hatte: Der Mittelfristplan bis 2021 ist dennoch längst perdu. Er sah für heuer eine – wie sich nun zeigt gänzlich unrealistische – Ergebnissteigerung auf gut 100 Millionen Euro vor und bis 2021 gar rund 130 Millionen Euro.

Wie das neue Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr aussieht, wollte man bei RCA am Wiener Hauptbahnhof ebenso wenig sagen, wie man die vorläufigen Geschäftszahlen kommentieren wollte. Man werde das bei Vorlage der Bilanz im April tun. ÖBB-Pressesprecher Bernhard Rieder verwies auf eine noch immer angespannte Lage bei Markt und Wirtschaft. Die internationalen Transporte entwickelten sich gut, insbesondere die intermodalen Operator-Verkehre und das Ebit erreichte einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag.

Werkstätten bringen Geld

Allerdings: Ein Drittel des operativen Ergebnisses stammt von der Werkstättentochter Technische Services (TS), die ihren Geschäftserfolg ihrerseits zu einem erheblichen Teil von dem überwiegend öffentlich finanzierten ÖBB-Personenverkehr einfährt. Einen dicken Brocken liefert weiters die ÖBB-Produktion, also die für Traktion, Triebfahrzeuge und Lokführer zuständige ÖBB-Tochter. Sie hat ihr Ebit um 10,2 Millionen Euro verbessert und bringt den Güterverkehr höher in die schwarzen Zahlen.

Last, but not least wird die RCA von der öffentlichen Hand gefördert, beispielsweise aufwendige Gefahrenguttransporte. Aus diesem Titel vereinnahmte die Staatsbahn im Vorjahr rund 71 Millionen Euro. Hingegen gab es im operativen Geschäft teilweise herbe Rückgänge. Das Ergebnis des Schienengüterverkehrs in Österreich schmolz weiter zusammen von 7,1 und 5,5 Millionen Euro. Da der Konzernumsatz bei rund zwei Milliarden nur leicht rückläufig war, ist die Diagnose klar: Der RCA laufen Overhead- und Produktionskosten davon. Die Umsätze pro Tonnenkilometer fielen um zwölf Prozent, die Produktionskosten aber nur um acht. Dem Aufsichtsrat wurde signalisiert, dass der zukünftige Erfolg der RCG maßgeblich von Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen in der RCG und in allen ÖBB-Einheiten abhängig ist. (Luise Ungerboeck, 10.2.2017)