Bild: Induction
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Eigentlich, so will es die Legende, ist der Terminator an allem schuld: Weil der Londoner Spieldesigner Bryan Gale 2013 nach einer Visualisierung für die Schwierigkeiten von Zeitreisen suchte, wie sie in den Schwarzenegger-Blockbustern zentral sind, begann er, ein Puzzlespiel zu entwerfen, das genau diese Paradoxa zum Thema hat. Er habe nach einem plausiblen Modell, wie Zeitreisen funktionieren könnten, gesucht und dann einfach geschaut, was damit alles möglich sei – so wären die über 50 Puzzles von "Induction" (Windows, Mac, Linux, 9,99 Euro) entstanden.

Dass es komplex wird, ist dem isometrischen Puzzler auf den ersten Metern noch nicht anzusehen. Minimalistische geometrische Levelstrukturen, deren Architekturen sowohl an "Monument Valley" als auch an dessen große Inspiration, den Grafiker M.C. Escher, erinnern, sind der Schauplatz zu Beginn recht simpler Rätsel, in denen ein Würfel von Punkt nach B gelenkt werden muss. Die simplen Schalterrätsel der ersten Levels werden aber schon bald durch das zentrale originelle Spielelement von "Induction" zu wahren Kopfnüssen aufgewertet, denn ein Tastendruck versetzt sowohl den jeweiligen Schauplatz als auch den Würfel an den Ausgangsort zurück – während Spielerinnen und Spieler als "zeitreisende" Instanz desselben Würfels weiter agieren und dabei zusehen können, wie die soeben absolvierten Aktionen nochmals ablaufen – oder auch nicht.

Zeitreisen für Fortgeschrittene

Klingt jetzt schon kompliziert? Das ist es auch, allerdings hauptsächlich wegen der gehirnverknotenden Aufgabenstellung in einem ansonsten bewundernswert logisch schlüssigen Setting. Die Vergangenheit läuft stets so ab, wie sie eben passiert ist – außer Spielerinnen und Spieler stellen sich ihrem "Ich" aus der Vergangenheit mutwillig in den Weg, was schon ziemlich bald eine mögliche Voraussetzung für die Lösung der herausfordernden Aufgabenstellungen ist. Wirklich spannend wird es, wenn weitere zeitreisende Instanzen des Würfels genaue Vorausplanung und Kooperation über alle Zeitebenen hinweg notwendig machen.

Ist das jeweilige Rätsel einmal gelöst, ist wegen dessen im Rückblick eleganter und eigentlich einleuchtender Logik regelmäßig ein großes Aha-Erlebnis angesagt. Wer seine Freude an den Kopfnüssen von "The Witness" hatte, kennt den Stolz und Endorphinrausch, schwierige Rätsel durch eigenes Gehirnschmalz gelöst zu haben. "Induction" stellt seine Spielerinnen und Spieler stets vor neue, auf vorherigen Problemlösungen aufbauende Aufgaben.

Trailer zu "Induction"
Bryan Gale

Elegant und herausfordernd

Optisch und auch akustisch ist das Spiel eine wahre Perle: Der klare, minimalistische Grafikstil und der Ambient-Electronic-Soundtrack des australischen Musikers Tim Shiel ergänzen sich zu einem eleganten Puzzler, der zudem ganz ohne Worte auskommt und seine Konzepte zeigt, statt sie zu erklären – das ist auch einfacher.

Bis alle 50 Puzzles gelöst sind, ist einiges an Denkleistung angesagt; wenn es besonders knifflig wird, schadet auch eine entspannende Denkpause oder einmal Drüber-Schlafen nicht. "Induction" ist eine ebenso stylische wie einzigartige Puzzle-Herausforderung für Um-die-Ecke-Denker. Wer die Zeitreise-Dilemmata in Filmen wie "Terminator", "12 Monkeys" oder aber – Königsklasse – "Primer" immer schon trivial fand, hat hier eine würdige Aufgabe gefunden; wer hingegen schon bei "Zurück in die Zukunft" den Faden verloren hat, beißt hier garantiert auf Granit. (Rainer Sigl, 10.2.2017)

"Induction" ist für Windows, Mac und Linux um 9,99 Euro erhältlich.