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Fettleibigkeit haftet ein Stigma an: Bei Mädchen wirkt es sich negativ auf die Schulnoten aus.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Fettleibigkeit wird meist als gesundheitliches Problem behandelt. Ist sie auch, aber nicht nur. Eine Studie der University of Illinois at Chicago (UIC) hat die soziale Dimension von Körpergewicht in den Blick genommen. Genauer: den Zusammenhang zwischen Adipositas und schulischem Erfolg.

Analysiert wurde nicht der gesundheitliche Effekt von starkem Übergewicht auf schulische Leistungen, sondern die unterschiedliche Bewertung dicker Schüler und Schülerinnen durch Lehrpersonen. Mit dem Ergebnis: Dick sein wirkt sich vor allem bei Mädchen negativ auf die Schulnoten aus.

Ungerechte Beurteilung

Laut der im Fachblatt "Sociology of Education" veröffentlichten Studie werden stark übergewichtige Mädchen von ihren Lehrerinnen und Lehrern schlechter beurteilt. Auch wenn dicke Mädchen bei Fertigkeitstests das gleiche Können unter Beweis stellten und dieselbe Punkteanzahl erzielten wie ihre normalgewichtigen Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise wie übergewichtige Buben, würden sie am Ende die Schule mit schlechteren Noten abschließen, sagt die Studienautorin Amelia Branigan, Soziologin und Gastprofessorin an der UIC.

Branigan und ihr Team recherchierten dazu Daten aus zwei US-amerikanischen Längsschnittstudien: der "Fragile Families and Child Wellbeing Study (FFCWS)", um die schulische Entwicklung von Volksschülern auszuwerten, und der "National Longitudinal Survey of Youth 1997", um Daten von High-School-Absolventinnen und Absolventen zu analysieren.

Dick sein ist Stigma – vor allem für weiße Frauen

Fettleibigkeit wird vor allem bei weißen Mädchen mit schlechterer Beurteilung "sanktioniert" – und hier wiederum hauptsächlich im Unterrichtsfach Englisch. Auch das zeigte die Studie. Übereinstimmend mit früheren Forschungsarbeiten zum Zusammenhang von Adipositas und Schulerfolg gibt es keine vergleichbaren Erfahrungen bei weißen Buben oder dunkelhäutigen Schülerinnen und Schülern.

Dick zu sein scheint bei weißen Frauen am meisten stigmatisierend zu wirken, sagt die Soziologin. Und: "Im selben Ausmaß, wie wir gegen Übergewichtigkeit bei Kindern kämpfen, müssen wir auch gegen die Diskriminierung von Übergewichtigen vorgehen – zur Verbesserung der Bildungsergebnisse, aber auch ganz generell, um die Gesellschaft sozial gerechter zu machen." (chrit, 10.2.2017)