Göttingen – Intensive landwirtschaftliche Nutzung fragmentiert nicht nur die Landschaft, sie verkleinert auch die Lebensräume, in denen sich folglich immer weniger Tier- und Pflanzenarten finden. Das betrifft auch pflanzenfressende Insekten, bei denen insbesondere die Spezialisten betroffen sind. Deutsche Agrarökologen haben nun herausgefunden, dass in diesen Lebensrauminseln zwar immer weniger Pflanzenfresserarten vorkommen, das Ausmaß des Pflanzenfraßes insgesamt aber nicht abnimmt.

Pflanzenfraß erfüllt eine wichtige Funktion in Ökosystemen. Das Forscherteam von der Universität Göttingen wollte deshalb die naheliegende Vermutung prüfen, ob sich der Verlust von pflanzenfressenden Insektenarten negativ darauf auswirkt. Auf der anderen Seite gibt es nämlich viele Hinweise, dass die Verinselung der Landschaft die natürlichen Gegenspieler der pflanzenfressenden Insekten stärker trifft als diese selbst – ein indirekter Effekt, der zu einer Erhöhung des Pflanzenfraßes führen könnte. Die umfangreiche Recherche und quantitative Auswertung bereits vorhandener Studien zu diesem Thema zeigte nun, dass zwar die Artenzahl, nicht aber die Funktion betroffen ist.

Häufige Spezies von großer Bedeutung

"Die Tatsache, dass es zwar weniger Pflanzenfresserarten, aber nicht weniger Pflanzenfraß gibt, spricht für die große Bedeutung weit verbreiteter und häufiger Arten, die den Artenzahlverlust ausgleichen und so den Pflanzenfraß als wichtige Ökosystemfunktion aufrechterhalten", fassen die Forscher um Maria Rosa Rosetti ihre Ergebnisse zusammen. Beim Naturschutz geht es demnach nicht nur um die Erhaltung seltener und spezialisierter Arten. "Auch die große funktionelle Bedeutung dieser weit verbreiteten und häufigen Arten in den Kulturlandschaften sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden", so Rosetti. (red, 12.2.2017)