Bild nicht mehr verfügbar.

Patriots-Quarterback Tom Brady, hier von Atlantas Defensive tackle Grady Jarrett gepackt, hatte in Houston beileibe kein leichtes Spiel.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Bob Levey

Allerdings hatte Patriots-Quarterback Tom Brady im NRG Stadium schließlich das bessere Ende, also die Vince-Lombardi-Trophy für sich.

Foto: APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY

Houston – The First Tweet ließ nicht lange auf sich warten. Präsident Donald Trump beglückwünschte die New England Patriots zu einem "unglaublichen Comeback" in der Super Bowl gegen die Atlanta Falcons und kam dabei ganz ohne alternative Fakten aus. Tatsächlich war das Team um Tom Brady in Houston ab Mitte des dritten Viertels quasi auferstanden, schaffte es trotz eines 3:28-Rückstandes in die erste Verlängerung eines Finales der National Football League (NFL) und sicherte sich schließlich mit 34:28 den fünften Titel.

"Ich bin so stolz auf die Jungs, das Team, die Coaches – es ist unglaublich", sagte Brady mit der Vince-Lombardi-Trophy in Händen. "Wir haben uns gemeinsam zurückgebracht. Wir haben nie gefühlt, dass es aus ist", sagte der 39-jährige Kalifornier, der nun alle wesentlichen Super-Bowl-Rekorde für Quarterbacks hält – in Houston überflügelte er mit seinem fünften Titel die Legenden Terry Bradshaw und Joe Montana als Rekordsieger sowie Montana mit seiner Nummer vier bei den Auszeichnungen zum wertvollsten Spieler der Super Bowl. 43 Pässe für 466 Yards fetteten schließlich die Endspielstatistik des Superstars auf, der wie sein Team einen schwachen Beginn erwischt hatte.

Die Falcons, das Team mit der besten Offensive des Grunddurchgangs, war zunächst über die favorisierten Patriots regelrecht hergefallen. Mit einem von Quarterback Matt Ryan ausgewogen zusammengestellten Mix aus Lauf- und Passspiel dominierte Atlanta den Gegner. Dazu ließ die zuvor als Schwachstelle ausgemachte Defensive Brady bei dessen siebenter Super-Bowl-Teilnahme nicht zur Entfaltung kommen. Robert Alford trug gar die erste Interception, die Brady in den aktuellen Playoffs widerfahren war, in die Endzone.

Auch nach der überaus patriotischen Halbzeitshow von Lady Gaga – der bombastische Auftritt des Popstars ließ sich als Appell zur Einheit des Landes, aber nicht als Statement gegen Präsident Trump werten – änderte sich zunächst nichts am großen Bild. Erst im Schlussviertel, in den letzten 15 Minuten reiner Spielzeit, bewies Brady, warum er gemeinhin als, nun ja, "Gröquaz" ("größter Quarterback aller Zeiten") gehandelt wird. Nervenstark brachte der Spielmacher plötzlich Pass für Pass an den Mann. "Ich habe nicht viel nachgedacht. Wir haben nur angefangen, Punkte zu machen", sagte er nach dem "Sieg für die Ewigkeit" (Boston Globe).

Wortloses Unglück

Die Wende ging voll zulasten von Falcons-Quarterback Ryan, das jüngste Opfer eines Super-Bowl-Fluchs. Tags zuvor als wertvollster Spieler der Hauptrunde ausgezeichnet, wurde er zum achte Most Valuable Player en suite, der dann im Endspiel den Kürzeren zog. "Ich kann nichts sagen. Mir fehlen die Worte", sagte der 31-Jährige nach der bisher größten Enttäuschung seines Lebens.

Triumphator Brady widmete den Sieg seiner kranken Mutter Galynn und beklagte den Verlust seines Trikots: "Es wird sicher bald bei eBay landen." Unternehmer Robert Kraft, der Besitzer der Patriots, sprach dagegen voller Genugtuung vom "zweifelsfrei süßesten Sieg". Schließlich hatte Roger Goodell zur Gratulation anzutreten. Der NFL-Boss war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass Brady wegen seiner angeblichen Verwicklung in die sogenannte Deflategate-Affäre um zu weich aufgepumpte Bälle für vier Spiele gesperrt worden war.

Goodell, der dafür auch von Trump wüst beschimpft worden war, schlich sich unter den Pfiffen der Fans vom Podium, auf dem sich auch Patriots-Coach Bill Belichik, nun ebenfalls fünfmaliger Super-Bowl-Sieger feiern ließ. Der 64-Jährige aus Nashville gilt ebenso wie Brady und Kraft als Unterstützer von Präsident Trump.

Das unterscheidet sie von Martellus Bennett. Der Tight End der Patriots will nicht zur traditionellen Ehrung der Mannschaft im Weißen Haus antreten. Via Twitter hatte er sich wiederholt kritisch zur Politik von Präsident Trump geäußert. Konsequenzen von Teamseite fürchtet der 29-Jährige nicht: "Wir haben alle unsere Ansichten." (APA, sid, red, 6.2.2017)