In der im Februar beginnenden Ausstellung "Nose Art" der M.A.D.Gallery von MB&F in Genf kommt die tief verwurzelte Leidenschaft des Künstlers und Fotografen Manolo Chrétien für die Luftfahrt ans Licht. In einem zugleich starken und verspielten Konzept hält Chrétien die Quintessenz berühmter Flugzeuge sozusagen "Nase in Auge" fest. Vom luxuriösen Learjet der 1940er-Jahre bis hin zum Überschall-Jetliner Concorde und zu Militärjets wie der Rafale von Dassault – seine Motive bieten eine dynamische und ungewöhnliche Frontalperspektive. Verstärkt wird diese noch durch das kreisrunde Ausschnittformat, das der Form des Flugzeugkörpers nachempfunden ist.

Rafale

"'Nose Art' ist nicht nur die logische Folge einer zehnjährigen Bemühung, Flugzeuge aus einer menschlichen oder tierischen Perspektive heraus zu fotografieren, sondern auch der Beginn einer neuen Arbeitsweise", erklärt Chrétien. "Dieses Konzept trage ich schon lange mit mir herum, seit mein Vater mich eines Morgens aus der Luft durch das Fenster meines Kinderzimmers im zweiten Stock von einem Hubschrauber aus aufweckte, den er gerade testete. Ich erinnere mich noch ganz genau an die Situation: das tierähnliche Cockpit der Alouette, darin mein Vater mit seiner Ray-Ban und einem Lächeln im Gesicht, gestikulierend, als wolle er sagen 'Zeit zum Aufstehen, Kinder!'"

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Swiss Star

Jedes Flugzeug erzählt eine Geschichte, und über rostige Stellen oder Kriegsschäden an der Außenhaut kommt seine Seele zum Ausdruck. So entdeckte Chrétien zum Beispiel auf einem Fototrip durch die Sonora-Wüste in der Nähe von Tucson in Arizona die "Etoile de Suisse" ("Stern der Schweiz"), eines der ersten für die zivile Luftfahrt umgebauten TWA-Flugzeuge der Reihe "Constellation". Bei genauerer Betrachtung wies das 1943 erbaute viermotorige Passagierflugzeug mit Propellerantrieb tausende kleine Dellen im Aluminium auf. Diese stammten von einem mächtigen Hagelsturm, den die Maschine durchflogen hatte – eine prägende Erinnerung für den Piloten, die auch am Flugzeug bleibende Spuren hinterlassen hat und diesem so einen starken Charakter verlieh.

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Learjet

Die Flugzeuge der acht Fotografien der "Nose Art"-Ausstellung tragen beinahe menschliche Züge, als ob ihre Gesichter glücklich lächelten oder einen vorsichtigen Blick wagten. So bieten sich der Vorstellungskraft des Betrachters unendliche Interpretationsmöglichkeiten.

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Tucson Smile

Manolo Chrétien blickt auf zahlreiche Kindheitserlebnisse mit Flugzeugen zurück. Da ist es wenig überraschend, dass sich diese prägenden Erinnerungen in seinen Werken niederschlagen. "Die Inspiration zu 'Nose Art' traf mich bei einem Fototrip 2008 in der Wüste von Tucson. Ich war dabei, verschiedene Flugzeuge zu fotografieren, als ich mich plötzlich in meine Kindheit zurückversetzt fühlte, wie ich mit meinen Brüdern von unserem direkt neben der Startbahn gelegenen Garten im südfranzösischen Orange fasziniert den Flugzeugen beim Abheben zuschaute."

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Hawkeye

Und weiter: "Ich wuchs mit den Eindrücken von Rollbahn, Kerosin und Aluminium auf und war aus meiner Kinderperspektive von der Größe dieser riesigen Metallvögel beeindruckt, die über mich hinwegflogen. Heute fotografiere ich sie aus dieser Sicht heraus und lege mich dabei manchmal auf den Boden, um die Größenverhältnisse von Kindern nachzustellen. Von Beginn meiner Fotoarbeit an war ich immer von den Texturen und Farben gebrauchter Metalle fasziniert, denn sie bringen die Vergangenheit und die Geschichte dieser Materialien ans Licht. Deshalb sind Maßstab, Farben und Oberflächenstrukturen für mich sehr wichtig."

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Hercules

Auf seine Fotoreisen nimmt Chrétien meistens zwei verschiedene Kameras mit: eine Canon EOS 5Ds R und eine Hasselblad H4D-60. Beim Fotografieren der Flugzeuge für die "Nose Art"-Ausstellung war es keine leichte Sache, deren hochgelegene Nasen vom Boden aus zu treffen. So kamen ein stabiles Stativ und ein Gabelstapler zum Einsatz, um Chrétien auf Augenhöhe mit der Flugzeugnase zu bringen und so den bestmöglichen Winkel zum Fotografieren dieser legendären Flugmaschinen zu finden.

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Concorde

"Der Concorde gegenüberzustehen, das war für mich einer der herausragenden Momente", erzählt Chrétien und ist dabei so aufgeregt, als durchlebte er die Situation noch einmal. "Dieses erstaunliche Flugzeug ist eine echte Legende. Wer sich auf die Höhe des Schnabels dieses fantastischen Metallvogels begibt, kann fasziniert das fließende Design der Maschine auf sich wirken lassen, das 1960 von der Vogelart Basstölpel inspiriert wurde!" Für den Betrachter von Chrétiens Fotografie ist es leicht vorstellbar, wie die Nase der Concorde die Atmosphäre in Überschallgeschwindigkeit durchstößt.

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Starlifter

Chrétien kombiniert seine künstlerische Gabe und Fantasie mit seinen Luftfahrterfahrungen und lässt aus berühmten Flugzeugen emotionale Kunstwerke entstehen, die den Betrachter zu einem zweiten, dritten und vierten Blick bewegen.

Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien

Manolo Chrétien

Manolo Chrétien kam 1966 auf die Welt und wuchs in der Nähe des französischen Luftwaffenstützpunkts Orange auf. Er hat lebhafte Kindheitserinnerungen daran, wie er ehrfurchtsvoll die Flugzeuge beobachtet, die vor seinem Kinderzimmerfenster quer durch den Himmel rasen. Sein Vater Jean-Loup Chrétien war Testpilot und erster französischer Astronaut, und so dienten Hallen mit Prototypen für Jetflugzeuge dem kleinen Manolo als Spielplatz. Obwohl er seine Leidenschaft für die Luftfahrt schon sehr früh entwickelte, kam diese erst relativ spät öffentlich zum Ausdruck.

Heute leiten Manolo Chrétien und seine Ehefrau Céline ein erfolgreiches Grafikdesignunternehmen und erschaffen in ihrem sonnendurchfluteten Studio in Blois, einer malerischen Kleinstadt an der Loire, faszinierende und kreative Kunstwerke. Die eindrucksvolle Kunst von Manolo Chrétien wird weltweit in Galerien ausgestellt, von Paris und London über Montreal bis Singapur. (max, 8.2.2017)

M.A.D.Gallery Genf

Adresse: Rue Verdaine 11, 1204 Genf, Schweiz

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Tel.: +41 22 508 10 38

Website: www.madgallery.net

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Foto: MB&F M.A.D Gallery/Manolo Chrétien