Trio mit magischen Kräften: Nadine Quittner, Seyneb Saleh und Katharina Klar (von links)

Foto: Robert Polster

Wien – Cocktails schlürfend und plaudernd vor der Kulisse der Karlskirche empfangen die drei Superheldinnen (Katharina Klar, Nadine Quittner, Seyneb Saleh) schon ihr Publikum. Sie sind angelangt an ihrem persönlichen Happy End. Drei migrantische Frauen, die davon träumten, ihrer Erfolgs- und Mittellosigkeit zu entkommen. Einem Leben, wie es die Werbung verspricht: Endlich Teil der Mittelschicht sein!

Zur Demonstration ihrer Zugehörigkeit nehmen sie deshalb auch gleich mitten im Publikum Platz, um ihre Geschichte zu erzählen: Unweit von der Spiel-stätte Volx/Margareten entfernt, befindet sich am Siebenbrunnen- platz das Café Sette Fontane. Hier treffen sich die drei Freundinnen jeden Samstag. Von Depressionen und Pessimismus durchdrungen, haben sie die Gabe, Menschen in ähnlich misslicher Lage zu helfen.

Das eigene Schicksal ändern

Mit ihren magischen Kräften "Blitz" oder "Auslöschung" können sie das Problem oder gleich dessen Verursacher verschwinden lassen. Die Auswahl der geeigneten Kandidaten erfordert daher Feingespür und Diskussion. Bis zu jenem Samstag, an dem die drei unabhängig voneinander beschließen, das eigene Schicksal ändern zu wollen.

Ein starkes weibliches Trio steht auch hinter der Uraufführung von Superheldinnen: Die Adaption des Großstadtromans von Autorin Barbi Markovic (erschienen 2016) ist Regisseurin Bérénice Hebenstreit und Dramaturgin Andrea Zaiser gelungen. Es ist der großartigen Leistung der drei Schauspielerinnen zu verdanken, dass der literarische Text nie an Humor oder Spannung einbüßt, so aufmerksam begegnet man ihm. Quittner, Klar und Saleh bilden ein harmonisches Gespann, das sich stets auf Augenhöhe begegnet und dem man gerne zusieht.

Mittelschicht, ich komme!

Mit ihrer ansteckenden Präsenz füllen sie den ganzen Bühnenraum, der durch drehbare Wände geteilt wird. Zäsuren werden vorwiegend musikalisch gesetzt: Coverversionen von David Bowie, aus The Rocky Horror Picture Show und von den Stranglers unterbrechen den Fluss der Erzählung. Werbeslogans, Straßenschilder, Verbote, Hinweise oder Sprüche an Häuserfassaden gliedern sich humorvoll in die Erzählung ein.

Diese gehen auf Markovics Recherche als Stadtschreiberin zurück. Im Streben Richtung Mittelschicht erkennt sich vermutlich der eine oder andere wieder. Hebenstreit ist am Volx/Margareten ein mehr als nur mittelprächtiges Regiedebüt gelungen. Jubelnder Applaus! (Katharina Stöger, 6.2.2017)