Titel-Holzschnitt aus Thomas Morus' "Utopia".

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Man darf ja wohl noch träumen dürfen. Sei es von einer besseren Zeit, einem besseren Land oder – am besten – von einer besseren Zeit in einem besseren Land. Allerdings ist man dann leicht als Tagträumer verschrien oder noch schlimmer als Utopist. Dabei sind Utopien alles andere als Kinderkram, sondern oft genug die Angelegenheit honoriger Männer.

Zu diesen darf nicht nur der englische Märtyrer Thomas Morus gezählt werden, der mit Utopia das erste Kapitel der schönen Tradition der Inselutopie aufschlug, sondern auch der österreichische Kulturwissenschafter Thomas Macho, der ab heute in der von Martin Adel gestalteten Ö1-Serie Betrifft: Geschichte (Mo-Do, 17.55) von den "Visionen einer besseren Welt" berichtet.

Das Großartige an dieser Radioserie ist nicht nur, dass man sich, frei nach dem Marxisten Ernst Bloch, wenigstens für fünf Minuten dem Prinzip Hoffnung hingeben oder wegträumen kann, sondern auch, dass die geschilderten Utopien von Tommaso Campanella bis Francis Bacon nur zu hören sind. Denn bei aller Liebe zu Schriften über Sonnenstaat und Neu-Atlantis wissen wir doch alle, dass die schönsten und fantastischsten Welten in uns entstanden sind, als wir selbst noch keinen Buchstaben lesen, aber eine gutmütige Gutenachtstimme vernehmen konnten.

Deshalb merkt man sich auch manche Utopie so gut, weil sie zwar nicht ins Denk-, aber dafür ins Reimschema passt. Wie heißt es doch gleich in Christian Morgensterns Auf dem Fliegenplaneten? "Auf dem Fliegenplaneten, da geht es dem Menschen nicht gut: Denn was er hier der Fliege, die Fliege dort ihm tut." Daran sollte jeder denken, der mit der Welt Dystopisches im Sinn hat. (Michael Pekler, 6.2.2017)