Henrik Kristoffersen kritisiert den Internationalen Skiverband: "Sie müssen anfangen, ihren Kopf zu benützen. Sie müssen ein bisschen nachdenken. Das ist nicht fair."

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Stockholm – Der Norweger Henrik Kristoffersen hat nach seinem Erstrunden-Out beim zum Slalomweltcup zählenden City-Event in Stockholm, wie schon im Vorjahr, kein gutes Haar an der Veranstaltung gelassen. "Es ist ein Witz, dass das zum Weltcup zählt", sagte Kristoffersen am Dienstagabend der schwedischen Nachrichtenagentur TT. "Wenn die zwei besten Slalomfahrer ausscheiden, warum soll das zum Weltcup zählen?"

Damit sprach Kristoffersen das frühe Aus von Marcel Hirscher auf dem nur 18 Tore langen Parallelkurs an. Er äußerte sich auch kritisch gegenüber dem Internationalen Skiverband. "Sie müssen anfangen, ihren Kopf zu benützen. Sie müssen ein bisschen nachdenken. Das ist nicht fair", sagte der Zweite der Weltcup-Gesamt- und -Slalomwertung.

Ratschlag von Hansdotter für Kristoffersen

Gelassen nahm den Zornausbruch die 31-jährige Schwedin Frida Hansdotter. "Ich finde zwar auch, dass der Bewerb nicht zum Weltcup zählen sollte, aber schau doch mal, was für ein Volksfest das ist. Unser Sport braucht so etwas. Es sollte vier oder fünf solche Bewerbe pro Winter geben. Man kann nicht sagen: Das ist ein Witz. Soll er halt nach Hause fahren und trainieren", lautete der Ratschlag der Slalomweltcup-Siegerin des Vorjahrs.

Sicher auch kein Witz war die Veranstaltung für den Deutschen Linus Straßer, der am Dienstagabend zum elften deutschen Skirennläufer avancierte, der ein Weltcup-Rennen gewinnen konnte. Was ihm da in Stockholm unmittelbar vor der WM gelungen war, konnte er zunächst gar nicht fassen. "Es hat sich unglaublich angefühlt", sagte der 24-jährige Münchner, der gar nicht für den Start eingeplant war.

Realisierungsprobleme

Nur weil Felix Neureuther am Sonntag das Knie schmerzte, bekam Straßer die Chance, bei dem Parallelslalom anzutreten – und nutzte sie für den ersten Weltcupsieg seiner Karriere. "Als ich eine Stunde nach der Siegerehrung allein im Zimmer saß, da wusste ich nicht, soll ich lachen, soll ich weinen – da kam mir erst so wirklich, was in den letzten zwei Stunden abgegangen ist. Das war ein unglaubliches Gefühl. Gänsehaut."

Den Bewerb auf dem Hammarbybacken genoss er in vollen Zügen. "Wenn man oben steht, sieht man über Stockholm. 200 Meter Luftlinie entfernt stehen Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Das ist eine Kulisse, die ist unglaublich, vor allem für uns Skifahrer. In der Stadt, das haben wir nicht jeden Tag. Das ist Wahnsinn, vor so einer Kulisse seinen ersten Weltcup zu gewinnen", sagte Straßer, der als Kind Mitglied des Kitzbüheler Skiklubs war und nun Mitglied der Skiabteilung des TSV 1860 München ist.

DSV-Cheftrainer Berthold: "Sehr cool"

Bei der WM in St. Moritz hat Straßer einen Fixplatz im Slalom, kommt aber auch für den Riesentorlauf infrage – und ist ein heißer Kandidat für den Teambewerb, der ebenfalls als Parallelslalom ausgetragen wird. Der deutsche Cheftrainer Mathias Berthold war begeistert von der Leistung Straßers: "Dass er so souverän fährt, das kann man sich wünschen. Aber dass er es so durchzieht, ist schon sehr cool." (APA, red, 1.2.2017)