Ohne geht`s nicht: Lybia-Krabbe mit Anemonen.

Foto: Yisrael Schnytzer

Video: Krabbenkampf um Anemonen.

New Scientist

Tel Aviv – "Pompom-Krabbe" lautet der Spitzname der Meeres-Krabben der Gattung Lybia, die stets zwei Seeanemonen in ihren Scheren halten, die sie wie Cheerleader mit Pompom-Puscheln aussehen lassen. Haben Lybia-Krabben keine Anemonen in ihren Scheren, entwickeln sie eine fast kriminelle Energie, um neue zu bekommen, wie israelische Wissenschafter in "PeerJ" berichten.

Kommt den Krebstieren eine Anemone abhanden, halbieren die nur wenige Zentimeter großen Tiere ihre zweite Anemone. Hat eine Lybia-Krabbe gar keine Anemonen, stiehlt sie eine – oder zumindest Teile davon – von einem Artgenossen.

Asexuelle Vermehrungshilfe

Das Verhalten scheine ein einzigartiges Beispiel für ein Tier zu sein, das die asexuelle Vermehrung eines anderen Tieres auslöst, schreiben die Forscher um Jair Achituv von der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv. Dabei werde auch die genetische Vielfalt der Anemone beeinflusst. Lange rätselten Forscher, woher die Krabben ihre Anemonen bekommen, nun lieferten Achituv und Kollegen deutliche Hinweise.

Auf einem ihrer im Aquarium gedrehten Videos war zu sehen, wie eine Krabbe mit nur einer Anemone mit ihren Scheren das Lebewesen teilte, bis es in jeder Schere eine Anemone hielt. In einem zweiten Film rang eine Krabbe ohne Anemone mit einem Artgenossen, bis sie ihm eine Anemone, ganz oder teilweise, stehlen konnte. Die geteilten Anemonen regenerierten sich binnen weniger Tage.

Die Forscher beobachteten oder sammelten über Jahre hinweg mehr als 100 Lybia-Krabben aus flachen Gewässern des Roten Meeres. Jedes der gefundenen Tiere habe ein Paar Seeanemonen der Gattung Alicia in seinen Scheren gehalten, berichteten die Biologen.

Feindabwehr und Fraßhilfe

Aus dem Zusammenleben ziehen nach Forscherangaben zumindest die Krabben einen Nutzen: Die Anemonen dienten ihnen zur Abwehr von Feinden und helfen bei der Nahrungsaufnahme. Der Nutzen für die Anemonen ist nicht ganz klar. Lange dachten Forscher, der Transport durch das Meer biete den Tieren einen Futtervorteil. Doch das Team um Achituv hatte in früheren Studien entdeckt, dass die Krabben die Futteraufnahme der Anemonen regulierten und sie bewusst klein hielten. (APA, red, 5.2.2017)