Heide Schmidt, Andreas Mailath-Pokorny, Franz Vranitzky, Heinz Fischer, Alexandra Föderl-Schmid (v. li.) gedachten Ari Rath.

Foto: Robert Newald

Wien – "Wenn Sie mich jetzt gefragt hätten, wann ich Ari Rath kennengelernt habe – ich hätte es Ihnen nicht sagen können". Ari Rath, der am 13. Jänner in Wien verstorben ist, habe er immer als "eine Art Schutzengel bei der Herstellung von Kontakten" verstanden, sagte Altbundeskanzler Franz Vranitzky. Und wie weitreichend diese waren, war auch unübersehbar bei der Matinee Ari Rath. Zur Erinnerung, bei der ein großer Freundeskreis Sonntag im Wiener Akademietheater vom langjährigen Chefredakteur der Jerusalem Post und Zeitzeugen Abschied nahm.

Einen "Weltenwandler in jeder Bedeutung" nannte Redner Doron Rabinovici Rath, der 1925 in Wien geboren und 13 Jahre später vertrieben worden war. Rath habe "nicht nur verstanden, durch die Welt zu wandeln. Wenn er das Wort ergriff, schien auch die Welt durch ihn wandelbar."

Stets "klar und bestimmt"

Rath habe stets "klar und bestimmt" Stellung genommen, sagte Altbundespräsident Heinz Fischer später in der Diskussion mit Vranitzky, der früheren Chefin des Liberalen Forums, Heide Schmidt, und dem Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, die gemeinsam mit dem Kreisky-Forum, der Israelitischen Kultusgemeinde und dem Repu blikanischen Club organisiert und von STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid moderiert wurde. Er hätte sich gewiss auch zur aktuellen Weltlage geäußert, sagte Fischer, mit Blick auf US-Präsident Donald Trump.

Dabei sei Raths Lebenseinstellung trotz der Verbrechen, die ihm und seiner Familie in Österreich angetan wurden, stets von "Mut und Optimismus" getragen gewesen, so Mailath-Pokorny.

Breiter Freundeskreis

Begleitet wurden die Beiträge von musikalischen Einlagen, die die Breite von Raths Freundeskreis zeigten: Beiträge kamen von der palästinensischen Theologin Viola Raheb und dem Künstler Marwan Abado ebenso wie vom Oberkantor der Israelitischen Kultusgemeinde, Shmuel Barzilai. "Er hat es einem so leichtgemacht", sagte Heide Schmidt.

Vranitzky erinnerte aber auch an seine Reise nach Israel, für die Rath Kontakte hergestellt hatte. Den Satz "Die Gefahr ist nicht gebannt", den er damals in Yad Vashem ins Gästebuch schrieb, könne er nun nicht widerrufen. Angesichts "illiberaler Demokratien" erinnere er auch "an das Kämpferische. Es wird nicht genügen, in Europa nur gegen diese Zustände zu sein. Es wird nötig sein, dafür zu kämpfen, dass unsere liberale Demokratie an unsere Nachkommen weitergegeben werden kann. Sodass wir beruhigt sein können, dass sie nicht in eine Lebenssituation geraten, die Kinder wie die Rath-Brüder erlebt haben." (mesc, 29.1.2017)