Mit schöner Regelmäßigkeit erscheinen im Mandelbaum-Verlag kleine, bunte Büchlein, die sich ausschließlich einem Lebensmittel widmen. Die Autoren tragen alles Wissenwerte darüber zusammen und beschreiben es mit viel Liebe zum Detail. Traditionelle und überraschende Rezepte runden das Angebot ab. Die Bücher sind mit ihren wunderschönen Covers und liebevollen Illustrationen auch ein Augenschmaus.

Feine Distel

Hierzulande hat sie ja keine lange Koch- und Anbautradition, ganz anders sieht es jedoch mit der Artischocke in Italien aus, wo auch der in Wien lebende Autor, Bruno Ciccaglione, herkommt. Er huldigt in dem kleinen Büchlein diesem harten, stacheligen Gewächs, das so unglaublich köstlich schmecken kann, vorausgesetzt man weiß, wie man damit umgehen muss.

Das beschreibt er natürlich ausführlich, genauso wie die Sortenvielfalt, das Auftauchen der Artischocken in historischen Gemälden oder die wichtigsten Fakten zu Anbau und Komplettverwertung.

Der zweite Teil ist den Rezepten gewidmet, die aus jenen Regionen stammen, die die Artischocke schon lange fix auf dem Speiseplan haben: Das sind viele italienische Gerichte, natürlich dürfen auch "Artischocken auf jüdische Art" nicht fehlen, sowie französische Rezepte (Artischockenflan) aber auch Zubereitungsmethoden aus Griechenland und der Türkei. (Petra Eder)

Bruno Ciccaglione
Artischocke

Mandelbaums kleine Gourmandisen, 2016, 60 Seiten, € 12
ISBN: 978385476-515-8

Foto: Mandelbaum Verlag

Birnenvielfalt

Von China aus, hat die Birne 2.000 v. Chr. die ganze Welt erobert. Seither wurde sie natürlich oft veredelt und weiterentwickelt und so kennen wir in Mitteleuropa bis zu 2.500 Sorten. Tafelbirnen etwa eignen sich zum roh Essen, während Kochbirnen die Hauptrolle in der Küche spielen und Mostbirnen werden zu Saft gepresst. Birnen sind kein besonders haltbares Obst, vor allem Sommer- und Frühherbstbirnen müssen schnell gegessen werden.

All diese Informationen und noch jede Menge Geschichten über die Birne hat Sonja Schnögl in dieses kleine leuchtend-gelbe Büchlein gepackt und als Draufgabe auch noch jede Menge Rezepte. Suppen und Senf werden mit Birnen verfeinert. Bei den Hauptspeisen passen sie zu Lamm und Huhn und aus der Dessertküche sind sie ohnehin nicht wegzudenken. Die Vorfreude auf die nächste Birnensaison kann beginnen. (Helga Gartner)

Sonja Schnögl
Birne

Mandelbaums kleine Gourmandisen, 2016, 60 Seiten, € 12
ISBN: 978385476-513-4

Foto: Mandelbaum Verlag

Gute Wurzel

Einem wiederentdeckten Gemüse widmet sich Margot Fischer, die gleich zu Beginn von ihrer Leidenschaft für wilde Pastinaken im Kinderalter erzählt. Der Pastinake ging es wie so vielen Wurzelgemüsen – früher hoch geschätzt, auch wegen ihrer Heilkräfte. Im Laufe der Zeit geriet sie in den Ruf als "Arme-Leute-Essen" – damit war sie nicht mehr wirklich gefragt. Durch die Rückbesinnung auf regionale Sorten fand sie via Spitzengastronomie wieder den Weg auf unsere Speisezettel, oder vielleicht ins wöchentlich gelieferte Gemüsekistl.

Ihr Geschmack ist nicht jedermanns Sache, aber gut kombiniert mit anderen Aromen lassen sich auch Skeptiker überzeugen. Wie wäre es beispielsweise in Form von "Konfettipuffern mit Harissarahm" oder als "Pastinaken-Maroni-Suppe mit Kürbiskernpesto und Flusskrebsen"? (Petra Eder)

Margot Fischer
Pastinak

Mandelbaums kleine Gourmandisen, 2016, 60 Seiten, € 12
ISBN: 978385476-516-5

Foto: Mandelbaum Verlag

Zimtliebe

Die erste Assoziation zu Zimt ist vermutlich Weihnachten – Zimtsterne, Lebkuchen – gefolgt von Apfelmus. Wohlige, warme und süße Armen werden hierzulande mit dem Zimt-Aroma verbunden. Doch vor allem in der orientalischen Küche werden auch Fleisch- oder Gemüsegerichte mit Zimt gewürzt, wie etwa die marokkanische Lamm-Tajine oder Karotten. Der vom "echten Zimtbaum" aus Sri Lanka gewonnene Zimt schmeckt süßlich und feurig, während der chinesische Kassien-Zimt aus der Provinz Guangxi, dunkler ist und etwas herber schmeckt. Zimt wird in der Volksmedizin vielerlei Wirkung nachgesagt – in der Küche gilt Zimt als "Verführerin" (in den meistens Sprachen ist Zimt weiblich).

Neben Rezepten für Süßspeisen, wie "Kanelbullar" (schwedische Zimtschnecken) oder "Cornes des Gazelles" (Mandelhörnchen) hat die Autorin Rita Henss auch Gemüse und Fleischrezepte mit Zimt ausgewählt. Und da findet sich nicht nur orientalisches oder Curry, sondern auch "Schlesisches Himmelreich" oder griechisches "Stifado". Reiches Fachwissen, unterhaltsam zu lesen und appetitanregend. (Helga Gartner)

Rita Henss
Zimt

Mandelbaums kleine Gourmandisen, 2016, 60 Seiten, € 12
ISBN: 978385476-514-1


Die Besprechungen zu den Gourmadisen Quitte, Maroni und rote Rübe und Spargel, Holunder und Mohn finden sie auf unserer Kochbuchseite

Foto: Mandelbaum Verlag