In Salzburg auf der Bühne: Die Herrenmenschen werden in George Orwells 1945 veröffentlichtem Buch "Farm der Tiere" von Herrenschweinen abgelöst.


Foto: Anna-Maria Löffelberger

Salzburg – Auf der Manor Farm herrscht Unruhe, der angezwitscherte Bauer (Gero Nievelstein) beutet seine Tiere brutal aus. Es kommt zum spontanen Aufstand, bei dem die Tiere den Unterdrücker vertreiben und die Herrschaft übernehmen. Fortan gibt es sieben Gebote für eine neue Gesellschaft ohne Herrenmenschen und Peiniger, deren Rollen aber bald die Leithammel der Revolution einnehmen. Sie sind Eber und heißen Napoleon und Snowball – beide werden abwechselnd von allen Akteuren dargestellt, die sich hinter Tiermasken verbergen und das gleiche monochrome Outfit tragen.

Orwell meinte mit Napoleon Stalin, Snowball ist Leo Trotzki, denn mit dem 1943 begonnenen und 1945 publizierten Buch Animal Farm verarbeitete der unabhängige linke Reporter und Schriftsteller persönliche Erfahrungen mit dem Sowjetkommunismus. Nicht zuletzt hatte er die bitteren Lehren aus seinem Engagement im Spanischen Bürgerkrieg gezogen.

Diese historischen wie persönlichen Hintergründe kann ein heutiges, zumal junges Publikum kaum erahnen – so bleibt das Nachgespräch, das jeder Aufführung des von Oliver Wronka in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters inszenierten Stücks folgt, zur richtigen Einordnung des Gezeigten.

Ein Programmheft mit aufklärenden Begleittexten wäre jedenfalls eine gute Ergänzung gewesen. Auch weil Orwells anti-stalinistische Fabel, die im Erscheinungsjahr gegen den Zeitgeist schwamm, nur kurze Zeit später zur Propaganda im Kalten Krieg eingesetzt wurde.

Ein Treppenwitz der Geschichte, denn George Orwell wollte damit die sozialistische Bewegung wiederbeleben. Eine andere Ebene wird in der Landestheater-Inszenierung ziemlich geschickt genutzt: Mittels Videoprojektionen wird das Publikum emotional gepackt – Fake-Dokus im Stil von CNN oder Werbeclips mit dem Animal Farm- statt AMA-Gütesiegel passen zur satirischen Grundintention des Texts. Ab zwölf Jahren. (Gerhard Dorfi, 26.1.2017)