Antworten unter Zeitdruck: Nur solange geradelt wird, sind die Antwortfelder aktiv. Werden die Fragen zum Thema Geld und Finanzen richtig beantwortet, lässt der Widerstand am Ergometer nach.

Foto: Lupi Spuma

Wien – Geht sich's mit dem Geld immer gut aus? Was kann ich tun, wenn es nicht so ist? Wie gehe ich mit Schulden um? Das sind Fragen, mit denen die Schüler im Erste Financial Life Park (Flip) gleich zu Beginn konfrontiert werden, um sie für das Thema Geld zu sensibilisieren. Dann geht es auch schon los. Ausgestattet mit Wallets (Tablet-PCs) geht es durch den Finanzparcours.

Zu Beginn müssen die Schüler fünf Fragen beantworten. Etwa: Was bedeutet Inflation oder Rentabilität? Die Antworten werden auf dem Wallet gespeichert. Dann werden fünf Stationen durchlaufen. Je nach Alter werden die Schüler dabei mit unterschiedlich schweren Aufgaben konfrontiert.

· Konfigurator Im ersten Bereich geht es darum, ein Gespür zu entwickeln, was einzelne Bereiche im Leben kosten. Wie viel vom Einkommen gibt der Durchschnittsösterreicher für Wohnen, Ernährung, Freizeit, Bekleidung, Medien, Mobilität aus, und was bleibt zum Sparen? Jeder Schüler muss mit seinem Wallet eine Auswahl treffen und ein vorgegebenes Budget diesen Posten zuordnen. Im Anschluss wird aufgelöst, was die Schüler geschätzt haben und wie realitätsnah oder -fern sie damit sind. "Dass Wohnen der größte Kostenblock ist, ist etwas, das nicht immer allen klar ist", sagt Klaus Lackner, Pressesprecher der Erste Bank.

· Reality-Check Welche Folgen haben Finanzentscheidungen? Das ist die Frage, um die sich im Bereich Reality-Check alles dreht. Was ist ein Dauerauftrag? Kostet es etwas, das Konto zu überziehen? Was ist ein Konsumkredit, eine Aktie, eine Anleihe? Hierbei heißt es schnell sein, denn die Fragen müssen unter Zeitdruck beantwortet werden. Und unter körperlichem Einsatz. Denn nur wenn ein Schüler auf dem Ergometer ordentlich strampelt, sind die Antwortmöglichkeiten aktiv. Und der Widerstand des Ergometers wird nur weniger, wenn eine Frage richtig beantwortet wird. "Kommts, Leute, antwortet!", wird vom Ergometer aus gehechelt.

· Tresorraum In diesem mit Schließfächern aller Größe ausgestatteten Bereich geht es nun darum, den Wert von Dingen zu erkennen. Mit einem Kartenspiel auf dem Wallet wird geklärt, ob Preis und Wert eines Guts immer gleich sind und ob sie das sein müssen. Die Themen materieller, emotionaler und verborgener Wert bestimmen hier das Geschehen.

· Meinungsforum In diesem Bereich werden aktuelle Themen diskutiert. Soll eine Bank sterben dürfen? Soll ich mich selbstständig machen? Lohnt es sich, Zeit und Geld in eine Ausbildung zu investieren? Kurze Interviews mit Passanten und die Meinung eines Experten werden dazu eingespielt, dann wird gemeinsam diskutiert. Die Schüler müssen vor und nach der Diskussion ihre Meinung zum Thema auf dem Wallet festhalten. Am Ende wird geschaut, ob durch Pro- und Kontra-Argumente die eigene Haltung beeinflusst wurde.

· Getting Global Nun stehen die Schüler vor einer virtuellen Weltkugel. Die Aufgabe an diesem Tag: Wir begleiten eine Jeans – von der Baumwollernte bis in das Geschäft. Wie viel Weg wird dabei zurückgelegt, wie viel Wasser verbraucht? Was vom Jeanspreis geht zurück an den Baumwollbauern? Wie verändert der Kauf einer Ökojeans dieses gesamte Gefüge?

Dass die Herstellung von einem Paar Jeans 8000 Liter Wasser verbraucht und die Hose rund 50.000 km zurücklegt, bis sie bei uns im Geschäft liegt, hinterlässt bei den Schülern wohl sichtbaren Eindruck. In diesem Bereich soll auch gezeigt werden, dass Konsumenten mit ihrer Entscheidung Einfluss auf das Verhalten anderer haben. Eine Ökojeans würden die Schüler dennoch nicht kaufen. Das sei einfach zu teuer.

Nach dem Rundgang, der von Flip-Mitarbeitern begleitet wird, geht's zum gemeinsamen Wrap-up. Die fünf eingangs gestellten Fragen werden wiederholt. Es zeigt sich: Die Schüler haben nun mehr Ahnung und auch mehr Selbstbewusstsein bei der Beantwortung. "Wenn nur einer von ihnen in keine Schuldenfalle tappt, haben wir schon viel erreicht", sagt eine Flip-Mitarbeiterin.

Artefakte aus allen Epochen

Eröffnet wurde der Financial Life Park im vergangenen Oktober zum Weltspartag. Mehr als 4000 Spardosen aus allen Epochen und Kontinenten – inklusive der ältesten Zunftspardose von 1500 – sowie andere mit dem Thema Geld verbundene Exponate – etwa das erste Sparbuch – zieren die Wände des Flip, das dadurch zu einem riesigen Schaukasten wird. Diese Sammlung ist auch die Grundlage für das Museumsgütesiegel, um das sich das Flip beworben hat.

Drei Schülergruppen werden derzeit pro Tag durch das Flip geführt. "Ziel ist es, auf vier Führungen pro Tag zu kommen und das Flip auch am Samstag zu öffnen", sagt Lackner. Dann soll es auch für Familien und andere Gruppen zugänglich sein. Rund 4500 Schüler wurden bisher (inkl. Probephase) durch das Flip begleitet. Neben einer App ist auch ein "Flip-to-go" geplant. Das könnte laut Lackner ein Bus sein, der durch die Bundesländer tourt, um Schülern für ihre Wien-Woche einen Flip-Besuch schmackhaft zu machen.

Das Flip ist ein Projekt der Erste Bank und Sparkassen, die es auch finanziert haben. Dennoch wird im gesamten Bereich auf Logos oder Werbung verzichtet. "Das ist eine bewusste Entscheidung", sagt Lackner. Denn man versteht sich als unabhängige Bildungseinrichtung. Was der Finanzparcours gekostet hat, gilt als gut gehütetes Geheimnis. "Das sagt der Herr Treichl nicht gerne", heißt es. (Bettina Pfluger, 28.1.2017)