Von einem Hüftschnupfen sind meistens Kinder zwischen drei und sechs Jahren betroffen, sagt der Wiener Orthopäde Christof Radler.

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Wien – Nachbarn, die in einer Wohnung unterhalb einer Familie mit Kleinkind wohnen, brauchen mitunter starke Nerven. "Trapp, trapp, trapp" zählt zum akustischen Grundrauschen des kindlichen Bewegungsdranges. Denn gemütliches Gehen ist im Klein- und Vorschulalter die Ausnahme, meistens werden die Dinge im Laufschritt erledigt. Noch schnell das fünfte Kuscheltier ins Bett holen. "Trapp, trapp, trapp". Das nächste Buch zum Vorlesen aus dem Regal zerren. "Trapp, trapp, trapp". Dazwischen wird getanzt oder gehüpft.

Wenn die Lust an der Bewegung abrupt endet, hat das meistens einen ziemlich banalen Grund: Jedes Kind wird irgendwann müde. "Beginnt es plötzlich – von einer Minute auf die andere – zu hinken, muss das aber abgeklärt werden", sagt Martin Henkel, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde vom Elisabethinen-Spital Linz. "Das kann ein kleiner Stein zwischen den Zehen oder ein eingetretener Schiefer in der Ferse sein. Relativ häufig ist es auch eine Coxitis fugax, eine keimfreie Entzündung des Hüftgelenks", so der Experte.

Umgangssprachlich wird die Erkrankung auch Hüftschnupfen genannt. Wohl deshalb, weil sie meistens nach einem ausgeheilten grippalen oder gastrointestinalen Infekt auftritt. "Wir wissen noch nicht genau, warum es diesen Zusammenhang gibt", sagt der Wiener Orthopäde Christof Radler. "Es handelt sich um eine überschießende Immunreaktion, doch der pathogenetische Vorgang ist nicht geklärt", ergänzt Henkel.

In wenigen Tagen wieder gesund

Die Therapie ist relativ einfach: "Bei starken Schmerzen kann ein nichtsteroidales Antirheumatikum für Kinder verabreicht werden. Üblicherweise heilen die Entzündung und der Gelenkserguss in fünf bis sieben Tagen wieder ab", sagt Radler. Was weniger einfach sein dürfte: Betroffene Kinder sollten sich in dieser Zeit schonen, auch wenn sie durch die Medikamente keine Schmerzen mehr spüren.

Wichtig sei außerdem die Differentialdiagnostik, um andere Hüfterkrankungen wie Morbus Perthes, bei dem das Knochengewebe im Hüftkopf abstirbt, oder eine bakterielle Gelenkentzündung ausschließen zu können. "Eine septische Arthritis muss umgehend behandelt werden, damit das Gelenk keine bleibenden Schäden davon trägt. Häufig ist dazu eine Operation notwendig", erklärt Radler.

Schwierige Diagnose

Mit einer Ultraschalluntersuchung, einer sogenannten Sonografie, wird geprüft, ob der für den Hüftschnupfen typische Gelenkserguss vorhanden ist. "Allerdings kann dieser auch bei einer Gelenksentzündung vorkommen", so der Wiener Orthopäde.

Ein weiteres Symptom einer bakteriellen Entzündung ist Fieber. "Das kommt beim Hüftschnupfen sehr selten vor", wie Martin Henkel betont. Zudem ist bei einer septischen Arthritis der CrP-Wert (C-reaktives Protein) deutlich erhöht – ein Eiweiß, das bei Entzündungen im Körper vermehrt im Blut vorhanden ist.

Die beste Nachricht: Coxitis fugax ist eine harmlose Erkrankung, die nur die wachsende Hüfte betrifft. Nach der Adoleszenz gibt es also nur mehr das Problem mit den Rhinoviren. (Günther Brandstetter, 26.1.2017)