Bild nicht mehr verfügbar.

Matthew Festing (rechts) und Papst Franziskus im Juni 2015.

Foto: AP Photo/Riccardo De Luca

Bild nicht mehr verfügbar.

Von links nach rechts: Albrecht von Boeselager, Matthew Festing, Papst Franziskus, Ludwig Hoffmann-Rumerstein

Foto: Reuters/Bouys

Vatikanstadt – Der Großmeister des Malteserordens, Matthew Festing, ist zurückgetreten. Papst Franziskus hatte den Chef des Souveränen Ordens bei einem persönlichen Treffen am Dienstag zum Rücktritt aufgefordert, woraufhin dieser seine Demission einreichte. Festings Rücktritt setzt einen vorläufigen Schlusspunkt unter einen Konflikt, der seit Anfang Dezember zwischen der Leitung des Ordens und dem Vatikan in außergewöhnlicher Offenheit und Schärfe ausgetragen wurde.

Der Papst setzt nun einen persönlichen Aufpasser an die Spitze des Ordens, bis dieser einen neuen Großmeister gewählt hat. Das gab der Vatikan am Mittwoch Nachmittag bekannt. Bis Papst Franziskus seinen Gesandten ernannt hat, übernimmt der Großkomtur der Malteser, der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein, interimistisch die Führung des Ordens.

Im Dezember hatte der 67-jährige Festing die Nummer drei des Ordens, Großkanzler Albrecht von Boeselager, gefeuert. Der deutsche Außenminister des Ordens soll in seiner früheren Funktion als Großhospitalier von der Verteilung von Kondomen im Rahmen von Hilfsprojekten des Ordens in Myanmar gewusst haben. Der Großhospitalier ist als Gesundheitsminister des Ordens für die Kontrolle der karitativen Projekte verantwortlich.

Päpstliche Untersuchung

Festing ernannte John Edward Critien zum neuen Großkanzler, Boeselager jedoch zweifelte die Verfassungsmäßigkeit seiner Absetzung an, erhob Einspruch beim Ordensgericht und suchte beim Papst um Unterstützung an, welcher eine Untersuchungskommission einsetzte. Festing verweigerte die Anerkennung dieser Kommission, da der Malteserorden als eigenständiges nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt grundsätzlich dem Vatikan nicht untergeordnet ist – als katholischer Orden allerdings sehr wohl.

Der Brite Festing war im März 2008 zum Großmeister des Malteserordens gewählt worden, eine Position, die auf Lebenszeit vergeben wird. Die Nummer zwei des Ordens, Großkomtur Ludwig Hoffmann-Rumerstein wird nun die Leitung als Statthalter ad interim übernehmen, bis der Papst seinen eigenen Vertreter ernannt hat.

Alle Staatsoberhäupter der Staaten, mit denen der Orden diplomatische Beziehungen pflegt, müssen von der interimistischen Führung von der Sedisvakanz informiert werden. Innerhalb von drei Monaten soll dann der Große Staatsrat, sozusagen das Parlament des Ordens, zusammentreten, um einen neuen Großmeister zu wählen. Hoffmann-Rumerstein wurde am 21. Jänner 1937 in Innsbruck geboren. Der Jurist trat 1970 in den Malteserorden ein, bereits seit 1984 ist er Mitglied des Souveränen Rates. Er wurde 2014 zum Großkomtur gewählt, das Amt hatte er bereits von 1994 bis 2004 inne.

Fast tausendjährige Geschichte

Der "Souveräne Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta" ist eine der ältesten Organisationen der Welt. Der Orden wurde im Jahr 1048 in Jerusalem gegründet und erhielt im Jahr 1113 die Anerkennung durch den Papst. Seine Bedeutung erhielt der Orden durch seine Rolle bei den Kreuzzügen, doch im Jahr 1291 wurde er aus Palästina vertrieben und musste im Lauf der Zeit immer weiter zurückweichen, zunächst nach Zypern und Rhodos und schließlich 1530 nach Malta, wo der heutige Name herrührt.

Nach der Besetzung Maltas durch Napoleon suchte der Orden erneut eine neue Heimat und landete schließlich in Rom, wo der Sitz noch heute ist. Der Orden hat heute weltweit 13.500 Mitglieder, 25.000 Angestellte und 80.000 freiwillige Helfer. In 120 Ländern werden verschiedene karitative Projekte betrieben, der Orden unterstützt dabei rund 15 Millionen Menschen. (Michael Vosatka, 25.1.2017)