Der Salon de la Haute Horlogerie in Genf gilt als das erste Highlight des Uhrenjahrs. Hier eine – streng subjektive – Auswahl der Messe-Höhepunkte

Baume & Mercier: Clifton Club Shelby Cobra

Wieder ergänzt Baume & Mercier ihre erfolgreiche Shelby Cobra-Kollektion um ein neues Modell. Und wieder ist es sehr gelungen. Dieses Mal stand das legendäre Shelby Cobra Daytona Coupé, eine Ikone des amerikanischen Motorsports, beim Design des Chronografen Pate. Hergestellt wird die sportliche Uhr in einer Auflage von nur 196 Modellen (je 7.450 Euro). Im 44-Millimeter-Stahlgehäuse tickt ein Automatikwerk (La Joux-Perret 8247-2) mit Flyback-Funktion zum augenblicklichen Stoppen, Nullstellen und Neustarten des Chronografen.

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Girard-Perregaux: Tri-Axial Planetarium

Nach mehrjähriger SIHH-Abstinenz kehrte Girard-Perregaux heuer nach Genf zurück und präsentierte u.a. die beeindruckende Tri-Axial Planetarium. Sie kombiniert ein dreiachsiges Tourbillon mit einer Weltkugel, die innerhalb von 24 Stunden eine komplette Umdrehung vollzieht, und einer astronomischen Mondphase (Handaufzugskaliber GP09310-0001). Untergebracht ist das Ganze in einem 48-Millimeter-Roségoldgehäuse.

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Girard-Perregaux: Tri-Axial Planetarium

Wie der Name schon sagt, rotiert das Tri-Axial Tourbillon auf drei Achsen – im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen mit nur einer Achse. Der Mechanismus besteht aus 140 Teilen und wiegt nur 1,24 Gramm. Er umfasst einen lyraförmigen Innenkäfig, der pro Minute eine Umdrehung vollzieht. Dieser Innenkäfig ist in ein weiteres drehbares System integriert, das auf einer zweiten Achse dreht und für eine Umdrehung 30 Sekunden benötigt. Zusammen sind beide Konstruktionen in einen dritten Mechanismus integriert, der sich innerhalb von zwei Minuten um eine weitere Achse dreht. Das Video zeigt diesen faszinierenden Mechanismus.

Der Preis: 294.000 Euro

Girard-Perregaux

Richard Mille: RM 50-03 McLaren F1

Die Ausnahmemarke Richard Mille, bekannt für in jeder Hinsicht extreme Uhren, zelebriert ihre Kooperation mit dem Formel-1-Stall McLaren mit einer Weltneuheit. Der ultraleichte RM 50-03 Tourbillon Split Seconds Chronograph McLaren F1 wiegt – inklusive Armband – weniger als 40 Gramm, was ihn zum leichtesten mechanischen Chronografen aller Zeiten macht.

Möglich wurde dies durch die Verwendung modernster technischer Materialien. Neben Titan und TPT-Karbon kommt im Modelldesign ein in der Uhrmacherkunst völlig neues Material zum Einsatz: Graph TPT, das allgemein auch als Graphen bekannt ist. Ein Nanomaterial, das sechsmal leichter und 200-mal stabiler als Stahl ist und bereits von McLaren beim Bolidenbau eingesetzt wird.

Im Kaliber RM 50-03 (Handaufzug) feiert auch ein neuartiger Schleppzeigermechanismus Premiere: Das neue Säulenrad steuert die verschiedenen Hebel der Schleppzeigerfunktion und optimiert die Handhabung des Chronografen. Während frühere Richard Mille Chronografen traditionell über ein Rad mit acht Säulen verfügten, besitzt das Rad der RM 50-03 nur sechs Säulen – so sollen gleichmäßige Bewegungen, maximale Funktionssicherung und eine längere Haltbarkeit der Einstellungen gewährleistet sein.

Das Uhrwerk selbst misst sieben Gramm. Möglich ist dies durch den Einsatz von Titan und TPT-Karbon für Basisplatine und Brücken plus Skelettierung der Komponenten.

Die RM 50-03 McLaren F1 wird in einer nummerierten und limitieren Auflage von 75 Exemplaren produziert. Stückpreis der 44,5 mal 49,65 Millimeter großen Uhr: rund 1,2 Millionen Euro. Extrem.

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A. Lange & Söhne: Tourbograph Perpetual "Pour le Mérite"

Einiges los ist auf und unter dem Zifferblatt des diesjährigen Aushängeschilds der Sachsen. Dieser Ausnahmezeitmesser verbindet den Antrieb über Kette und Schnecke mit Tourbillon, Chronograf, Rattrapante-Funktion und ewigem Kalender. Das Manufakturkaliber L133.1 besteht aus 684 Einzelteilen, wobei 206 allein auf den mit Zeigeranzeigen arbeitenden ewigen Kalender entfallen. Der Antrieb über Kette und Schnecke wurde erstmals 1994 in einer Armbanduhr bei A. Lange & Söhne realisiert. Ziel ist es durch diese Konstruktion den unvermeidlichen Drehmomentverlust des Federhauses auszugleichen. Über die mit dem Federhaus durch eine Kette verbundene Schnecke wird die Antriebskraft der Aufzugsfeder unter Nutzung der Hebelgesetze mit stets gleichem Drehmoment an das Uhrwerk weitergegeben. Im Inneren der Schnecke sorgt ein Planetengetriebe dafür, dass der Kraftfluss vom Federhaus zur Gangpartie beim Aufziehen nicht unterbrochen wird. Das massive Platingehäuse mit einem Durchmesser von 43 Millimetern bildet dafür den passenden Rahmen. 50 Stück werden davon gebaut, zu haben für je 480.000 Euro.

PS: Während des SIHH erreichte uns die Nachricht, dass Walter Lange, der die Marke seiner Vorfahren in den 1990ern wieder auferstehen ließ, am 17.1.2017 verstarb. Er wurde 92 Jahre alt.

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Panerai: Lab-ID Luminor 1950 Carbotech 3 Days

Bei der Lab-ID setzt Panerai voll auf Carbon: Das Gehäuse (49 Millimeter) besteht aus einem Verbundmaterial auf der Basis von Kohlenstofffasern (Carbotech). Das Zifferblatt ist mit Kohlenstoffnanoröhrchen beschichtet: Durch ihre eigens entwickelten optischen Eigenschaften absorbiert diese Spezialbeschichtung das Licht, reflektiertes nur minimal und verleiht dem Zifferblatt einen besonders tiefen schwarzen Farbton. Dieser bildet einen guten Kontrast zum Blau der Stundenmarkierungen und Zeiger im klassischen Design von Panerai. Das Uhrwerk (Kaliber P.3001/C) kommt dank der mechanischen Eigenschaften von Kohlenstoffverbundwerkstoffen ohne Schmierung aus. Die Florentiner sind davon so überzeugt, das sie für jeden einzelnen der 50 Zeitmesser eine Garantie von 50 Jahren geben. Der Preis ist auch leicht zu merken: 50.000 Euro.

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Montblanc: Montblanc Heritage Chronométrie ExoTourbillon Rattrapante Limited Edition 8

Montblanc erweitert die Heritage Chronométrie Collection um die neue ExoTourbillon Rattrapante, die in einer limitierten Edition von acht Exemplaren erhältlich ist. Sie vereint das patentierte ExoTourbillon mit einem Monopusher-Chronografen mit Schleppzeiger-Funktion.

Das 2010 eingeführte ExoTourbillon wurde in der Montblanc-Manufaktur in Villeret entwickelt. Die Vorsilbe "exo" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "außen" bzw. "außerhalb". Sie verweist auf die Schraubenunruh, die außerhalb des Tourbillon-Drehkäfigs montiert ist. Das spart Energie, weil der Käfig vom Gewicht der Unruh befreit ist. Eine langsamere Drehgeschwindigkeit des Tourbillons entlastet das Federhaus zusätzlich. So wird Energie frei für die Schleppzeiger-Chronografenfunktion (Kaliber MB M16.62). Das Gehäuse aus Rotgold hat einen Durchmesser von 47 Millimetern. 270.000 Euro muss man dafür hinblättern.

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Parmigiani: Bugatti Aérolithe Performance

Im Innern der Bugatti Aérolithe Performance, bei deren Design Parmigiani Anleihen am gleichnamigen, legendären Sportwagen nahm, tickt das Manufakturwerk PF335 mit Flyback-Chronografenmodul. Passend dazu das Zifferblatt und Lederband in Kühlergrilloptik sowie einer doppelten Tachymeterskala, die Geschwindigkeiten sowohl in Kilometer pro Stunde als auch in Meilen pro Stunde messen kann. Ihr Gehäuse (41 Millimeter) ist komplett aus Titan gefertigt. Preis: 20.800 Euro.

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IWC Schaffhausen: Da Vinci Tourbillon Rétrograde Chronograph

Dieser Zeitmesser feierte auf dem Uhrensalon Premiere. Er kombiniert ein klassisches fliegendes Tourbillon mit einem Chronografen und einem retrograden Datum auf einem Zifferblatt. Für diese Dreierkonstellation konstruierten die IWC-Uhrmacher das neue Manufakturkaliber 89900. Der Tourbillonkäfig wird bei dieser Komplikation ausschließlich auf der Unterseite gelagert, auf eine obere Brücke wurde verzichtet. Zusätzlich wartet der Zeitmesser mit einem Tourbillonstoppsystem auf, mit dem die Uhr sekundengenau eingestellt werden kann. Anker und Ankerrad bestehen aus diamantbeschichtetem Silizium, einer extrem harten Oberfläche mit guten Gleiteigenschaften. Das verringert die Reibung und damit den Widerstand, was wiederum der Gangreserve (68 Stunden) zugutekommt.

Die retrograde Datumsanzeige zeigt das aktuelle Datum an, indem sich der Datumsanzeiger in einem Bogen vom 1. bis zum 31. des Monats bewegt und am Ende der Skala auf den Anfangspunkt zurückspringt. Das Rotgoldgehäuse misst 44 Millimeter im Durchmesser. Die Uhr kostet 110.000 Schweizer Franken (rund. 102.000 Euro).

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Audemars Piguet: Royal Oak Perpetual Calendar

Letztes Jahr in Gelbgold, heuer ganz in Schwarz. So präsentiert sich die Royal Oak mit ewigem Kalender. Material der Wahl ist für Audemars Piguet in diesem Fall schwarzes Keramik – und zwar vom Gehäuse (41 Millimeter) bis zum Armband. Angetrieben wird die schwarze Schönheit von Automatikkaliber 5134. Preis: 91.800 Euro.

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Jaeger-LeCoultre: Geophysic Universal Time

Im Inneren der Uhr verbirgt sich das Automatikkaliber Jaeger-LeCoultre 772, das mit der sogenannten Gyrolab-Unruh ausgestattet ist. Die Unruh ist nicht von einem Reif umschlossen, wodurch der Luftwiderstand spürbar verringert wird, was wiederum zu höherer Präzision beitragen soll. Auf der großen Erdkarte sticht das fliegende Tourbillon besonders hervor. Da die sonst übliche Brücke, die den Käfig hält, fehlt, scheint es frei im Raum zu schweben. Es dreht sich einmal in 24 Stunden um die eigene Achse.

Trotz eines komplexen Uhrwerks zeichnet sich die Geophysic Universal Time durch eine komfortable Bedienung aus, denn sie verzichtet auf einen Drücker. Alle Einstellungen lassen sich mithilfe der einzigen Krone vornehmen. Das 43,5-Millimeter-Gehäuse besteht aus Platin. Preis auf Anfrage

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Roger Dubuis: Excalibur Spider Pirelli – Fliegendes Doppeltourbillon

Roger Dubuis macht gemeinsame Sache mit dem Reifenhersteller Pirelli und präsentierte in Genf entsprechende "Pirelli"-Modelle seiner skelettierten Excalibur-Kollektion. Verwendet werden High-Tech-Kautschuk sowie ein Stück Kautschuk aus den Pirelli-Sieger-Reifen der Formel-1-Saison 2016. Die Fliegenden Tourbillons bei 5 und 7 Uhr sind mit an Tachometer erinnernde Sekundenzählern umrandet. Angetrieben werden diese vom Handaufzugskaliber RD105SQ.

Das Titangehäuse ist DLC beschichtet und misst 47 Millimeter im Durchmesser. Für den Preis von 280.000 Schweizer Franken (rund 261.000 Euro) bekommt man nicht nur den Zeitmesser mit Genfer Punze, sondern darf auch auf Einladung von Pirelli an einem frei wählbaren Renn-Wochenende hinter die Kulissen des Formel-1-Zirkus schauen.

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Vacheron Constantin: Traditionelle Minutenrepetition Tourbillon

In dieser Uhr tickt das neue Kaliber 2755 TMR, das aus 471 Einzelteilen besteht. Mit ihr vereint Vacheron Constantin zwei große Komplikationen: die Minutenrepetition, die auf Wunsch Stunden, Viertelstunden und Minuten akustisch "anzeigt", und das Tourbillon (bei 6 Uhr) auf dem sich der Sekundenzeiger dreht. Die Anzeige der 58-stündigen Gangreserve ist nicht wie üblich auf dem Zifferblatt, sondern auf der Rückseite der Uhr platziert. Der Saphirglasboden gibt den Blick auf dieses Kaliber mit seinen handgefertigten Veredelungen frei Dieser mit der Genfer Punze versehene Zeitmesser ist in verschiedenen Versionen aus Roségold und Platin (je (44 Millimeter Durchmesser) erhältlich. Die Platinversion kostet 588.000 Euro. (max, XX.1.2017)

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