Vorderhand spricht Peking vom "gemeinsamen Wunsch nach stabilen und gesunden Beziehungen". Doch was Donald Trump, der China des Öfteren scharf kritisiert hat, mit Peking vorhat, bleibt – zumindest dort – noch unklar. Auf der außenpolitischen Agenda für die ersten 100 Tage im Amt scheint China gar nicht auf. Das wiegt umso schwerer, weil alle Vorgänger Trumps das Verhältnis zu Peking immer als wichtigste bilaterale Beziehung im weltweiten Maßstab bezeichneten. Trump aber zieht Russland vor.

Offen blieb bisher auch die Frage, wann es zu einem Treffen zwischen den Präsidenten Xi Jinping und eben Trump kommen werde: "Wenn beide Seiten fühlen, dass die Zeit reif ist und es in ihrem beiderseitigen Interesse liegt", hieß es jüngst ausweichend von einem chinesischen Vizeaußenminister.

Chinas Sorgen

Chinas Diplomaten verbergen nicht, wie tief ihre Besorgnis über Trumps Politik ist. Etwa über seinen Rückzug aus der gemeinsamen Klimapolitik: China komme seinen Verpflichtungen von Paris nach, versicherte Li Junhua, Abteilungsleiter für internationale Kooperationen im Außenministerium. "Wir werden unseren Teil tun. Wir wollen, dass die anderen das auch tun." Indirekt kritisierte er die USA für ihren Rückzug: "Wir haben nur eine Erde." Alle hätten die Pflicht, sie zu erhalten.

Peking lehnt auch den neuen US-Protektionismus ab und hisst die Flagge von Welthandel und Globalisierung. Gleichzeitig spielen Diplomaten Forderungen nach einer neuen globalen Führungsrolle für China herunter. Ihr Land habe sich seit 38 Jahren der Öffnung nach außen, Marktreformen und der Teilnahme am Welthandel verschrieben. Man sei "Frontrunner" geworden – aber nicht, weil man das so wollte, sondern "weil die anderen plötzlich zurückfielen".

Weniger konziliant, dafür richtig beunruhigt zeigte sich der für Wirtschaftsbeziehungen zuständige Abteilungsleiter Zhang Jun von Trumps Parole "Amerika zuerst": "Wie lange können wir dann noch gemeinsame Wege gehen?" (Johnny Erling aus Peking, 23.1.2017)