London/Warschau – Die US-amerikanische Großbank JPMorgan denkt einem Pressebericht zufolge über die Verlegung von 2.500 Stellen von London nach Zentraleuropa nach. Die Bank suche Büros in Deutschland und Polen sowie in anderen mitteleuropäischen Ländern, schreibt die polnische Zeitung "Puls Biznesu" (Montag) ohne Quellennennung.

JPMorgan werde in zwei Monaten eine Auswahlliste erstellen und dann in diesem Jahr eine endgültige Entscheidung treffen, hieß es weiter. Nach Angaben eines städtischen Angestellten seien Manager von JPMorgan in Krakau vorstellig gewesen.

Ähnliche Schritte bei anderen Banken

Vergangene Woche ließen mehrere Großbanken verlauten, ähnliche Schritte zu prüfen. UBS und HSBC hatten angekündigt, möglicherweise Tausende Jobs aus London an andere Standorte in der EU zu verlagern. Die US-Investmentbank Goldman Sachs will laut einem Pressebericht vom vergangenen Donnerstag Frankfurt stärken. Auch die britische Großbank Lloyds setzt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg offenbar auf Frankfurt. Die Commerzbank hat ihr Investmentbanking in London schon stark gekürzt und die US-Bank Citigroup will Hunderte Arbeitsplätze nach Dublin verlagern.

Die Briten hatten im Sommer für einen EU-Austritt gestimmt. Ihre Premierministerin Theresa May sagte am vergangenen Dienstag in einer Grundsatzrede zum Brexit, Großbritannien werde aus dem EU-Binnenmarkt ausscheiden. May will stattdessen einen umfassenden Freihandelsvertrag mit der EU schließen. Auch der Zollunion in ihrer bisherigen Form will Großbritannien nicht mehr angehören. Banken brauchen für Dienstleistungen in der EU rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat. (APA, 23.1.2017)