Das Phänomen der Software-Piraterie ist vermutlich so alt, wie der von physischen Datenträgern mit Spielen und Anwendungen. Der Umgang damit hat sich mit der Zeit aber gewandelt. Heute kommen ausgeklügelte technische Absicherungsmaßnahmen zum Einsatz, gleichzeitig erproben Gesetzgeber "erzieherische" Zugänge – etwa in Form von mehreren Verwarnungen durch den Provider, wenn ein Nutzer beim Teilen von urheberrechtlich geschütztem Material erwischt wurde.

Das war allerdings nicht immer so. In den 1990ern setzte die Industrie auf Abschreckung und Denunziation. Und man versuchte gleichzeitig, die eigene Botschaft jugendgerecht aufzubereiten, wie Torrentfreak dokumentiert.

Foto: Elspa/Fast/Torrentfreak

Comics lobten Prämie aus

So setzte etwa die European Leisure Software Publishers Asscoication (Elspa) in Großbritannien neben deutlichen Warnmeldungen auch auf Cartoons. Mit mehreren Sujets rief man dazu auf, Piraten bei einer Hotline der Federation Against Software Theft zu melden. Deren Kürzel "F.A.S.T." erinnerte nicht von ungefähr an die Organisation "S.H.I.E.L.D.", unter deren Banner diverse Helden aus dem Marvel-Universum die Menschheit vor Bösewichten bewahren.

Mit dem Versprechen von 1.000 Pfund Belohnung rief man aber nicht nur dazu auf, fragwürdige Straßenhändler zu melden, sondern auch Lehrer. Freunde sollte man ebenfalls überreden, ihre Quellen für kopierte Games preis zu geben. Eltern reagierten auf die Einschaltungen in mitunter empört, wie das einstige Computermagazin Commodore Format berichtet.

AntiSoftwarePirates

Die Comics vermochten dem Piraterie-Problem aber eben so wenig Einhalt zu gebieten, wie TV-Einschaltungen. Zu einem echten Klassiker wurde das mittlerweile 25 Jahre alte Werbevideo "Don‘t Copy That Floppy" des Softwarehersteller-Verbandes SIIA. (red, 22.01.2017)