Berlin – Es ist die Verspätung der Verspätung der Verspätung: Der neue Berliner Hauptstadtflughafen kann doch nicht 2017 eröffnet werden. Das teilte der Vorsitzende der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Karsten Mühlenfeld, am Samstag mit. "Nach den neuen Erkenntnissen, über die ich Ende vergangener Woche Vertreter der Anteilseigner informiert habe, ist das damit verbundene Risiko für eine Eröffnung des BER in diesem Jahr zu hoch", erklärte Mühlenfeld. Man werde es 2018 soweit sein.

Zuvor hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der seit etwa eineinhalb Jahren auch Chef des BER-Aufsichtsrates ist, auf einer Klausurtagung der Berliner SPD-Fraktion in Erfurt erklärt: "An dieser Stelle sind wir an einem Punkt, wo wir sagen müssen, 2017 kann nicht mehr funktionieren mit der Eröffnung."

Türprobleme

Laut Flughafenchef Mühlenfeld sollen die daraus folgenden Folgen nun in der nächsten Aufsichtsratssitzung besprochen werden. Diese ist für den 7. Februar geplant.

Müller sieht dabei die Geschäftsführung in der Pflicht, die Konsequenzen darzulegen, die sich aus den jüngst bekanntgewordenen Problemen mit 1.200 Türen ergeben. Zudem sei eine Runde mit beteiligten Firmen im Roten Rathaus geplant, mit denen die Zusammenarbeit "wieder nicht funktioniert" habe. "Wir werden in den nächsten zwei Wochen größere Sicherheit haben, wo wir stehen."

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur müssen im BER viele Türen neu verkabelt werden. Denn wenn sie im Brandfall nicht ordnungsgemäß schließen, ist eine planmäßige Entrauchung nicht möglich. Zudem gibt es möglicherweise noch Umbaubedarf an der Sprinkleranlage. Müssen dort Rohre ausgetauscht werden, hätte das langwierige Arbeiten in den Deckenhohlräumen über den Terminalgängen zur Folge. BER-Gesellschafter sind der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg.

Vorwürfe gegenüber Mühlenfeld

Laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" müsste der Flughafen-Chef Karsten Mühlenfeld schon seit mehreren Monaten gewusst haben, dass eine Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens 2017 nicht mehr möglich ist.

Mühlenfeld habe behördliche Fristen für die Nennung eines konkreten Eröffnungsdatums wissentlich verstreichen lassen und dies offenbar dem Aufsichtsrat verschwiegen, schreibt das Blatt unter Berufung auf interne Unterlagen. Von der Flughafengesellschaft war dazu am Samstagabend zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Dem Bericht zufolge sagte der Flughafen-Chef im Oktober 2016 sowohl im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft als auch öffentlich, dass es reichen würde, wenn ein Eröffnungsdatum "sechs bis neun Monate" vorher festgelegt werde. Eine Überprüfung des deutschen Verkehrsministeriums habe jedoch hernach ergeben, dass die Deutsche Flugsicherung "zwingend an einer Mindestvorlaufzeit von 13 Monaten" festhalte. Somit hätte Mühlenfeld der Zeitung zufolge die Eröffnung 2017 bereits im September oder spätestens im Oktober für nicht realisierbar erklären müssen. (APA, 22.1.2017)