Bild nicht mehr verfügbar.

Cho Yoon-sun, Ex-Kulturministerin

Foto: Reuters/Yoo Seung-kwan

Seoul – Südkoreas Kulturministerin Cho Yoon-sun, die am Samstag wegen Amtsmissbrauchs verhaftet worden ist, hat nun ihren Rücktritt eingereicht. Regierungschef Hwang Kyo Ahn prüfe das Angebot zur Demission, wie ein Sprecher seines Büros mitteilte. Der 50-Jährigen wird vorgeworfen, eine schwarze Liste mit den Namen tausender regierungskritischer Künstler angelegt zu haben.

Fast 10.000 Kulturschaffende und Künstler sollen auf der schwarzen Liste geführt worden sein. Ihnen sollte der Zugang zu staatlicher Unterstützung und privater Förderung verwehrt werden. Auch besteht der Verdacht, dass sie wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber der Regierung unter staatlicher Beobachtung gestellt werden sollten.

Haftbefehl

Im Zusammenhang mit der Liste wurde auch ein Haftbefehl gegen den ehemaligen Stabschef im Präsidialamt, Kim Ki-choon, erlassen. Kim soll angeordnet haben, die Liste zu erstellen, auf der Künstler mit "linken Neigungen" aufgeführt sind. Cho und Kim bestritten die Vorwürfe. Wegen des Falls wurden bereits der frühere Kulturminister Kim Jong-keok und weitere frühere Beamte in Haft genommen.

Die Ermittler wollen herausfinden, ob Präsidentin Park von einer schwarzen Liste gewusst und diese bewilligt hatte. Gegen die konservative Staatschefin selbst läuft seit Dezember ein Amtsenthebungsverfahren. Das Verfassungsgericht muss nun über ihre Absetzung entscheiden. Sie soll in den nächsten Wochen in ihrem Verfahren vorgeladen werden.

Die als Parks "Aschenputtel" bezeichnete Cho hatte sich zu Beginn des Jahres bereits für die "schmerzlichen" Auswirkungen der Liste entschuldigt. Auf der Liste stehen beispielsweise die Romanautorin Han Kang und der Regisseur Park Chan Wook, der mit "Oldboy" 2004 beim Filmfestival in Cannes den Großen Preis der Jury gewann.

Staatliche Einflussnahme auf den Kulturbereich ist in Südkorea ein sensibles Thema. Unter Parks Vater, dem Diktator Park Chung Hee, herrschte in den 60er und 70er-Jahren eine scharfe Zensur in Journalismus, Kunst und Unterhaltung.

Wegen einer Korruptionsaffäre hatte das Parlament in Seoul im Dezember für ein Amtsenthebungsverfahren gegen die konservative Präsidentin Park gestimmt. Sie verlor damit umgehend ihre Amtsvollmachten. Allerdings behielt sie den Titel als Staatschefin und bleibt im Präsidentenpalast, bis das Verfassungsgericht über ihre Amtsenthebung entschieden hat. Sobald die Entscheidung vorliegt, müssen innerhalb von zwei Monaten Neuwahlen stattfinden. (APA, 21.1.2017)